Universalität der Künste
Gunter Damisch, geboren 1958 in Steyr, studierte von 1977 bis 1983 an der Akademie der bildenden Künste bei Max Melcher und Arnulf Rainer. Die späten 1970er-Jahre und die beginnenden 1980er-Jahre bezeichnete er als eine befruchtende Zeit, in der die Malerei wieder ein Thema wurde. «Mitte der 80er haben wir eine Form der Malerei gezeigt, die aus der «Neuen Wilden Malerei» der frühen 80er herausgewachsen ist. Diese Ausstellung «Hacken im Eis» (1986) machte diese Entwicklung sichtbar und fasste die Präsenz der Malerei nochmals zusammen ehe wieder andere Themen wie «Neue Skulptur» in den Vordergrund traten.», so der Künstler.
In der Meisterklasse Melcher wurde Kunst von Anfang an in einem erweiterten Kontext erfasst und eine für Gunter Damisch bis heute gültige universale Orientierung formuliert. Bis heute ist die Zeichnung daher ein Schwerpunkt seines Schaffensprozesses, aus der heraus sich eine für den Künstler wichtige Wechselwirkung ergibt und sich Sujets und Motive in der Folge in «die Leinwand und Skulptur ausweiten».
So zeigte er bereits in seiner ersten Einzelausstellung in der Wiener Galerie Ariadne (1982) auch Assemblagen aus Lindenholz. In den 1980er-Jahren entstanden vorwiegend farbig gefasste Holzskulpturen, die ähnlich seiner damaligen Malerei auf archaische Motive Bezug nahmen. Weitere wichtige nationale und internationale Ausstellungen folgten sowie 1985 die Teilnahme an der Biennale de São Paulo gemeinsam mit Hubert Scheibl.
Im selben Jahr wurde Gunter Damisch mit dem renommierten Otto-Mauer-Preis ausgezeichnet. Sein Œuvre umfasst ein vielgestaltiges, autonomes, künstlerisches Werk, das in einer charakteristischen Weise dem Figurativen verbunden ist und doch stets die Grenze zur Abstraktion überschreitet. In seinen Arbeiten beschäftigt er sich mit Naturwelten, der Urgeschichte der Erde sowie der Formenwelt des Mikro- und Makrokosmos. Die Titel seiner Bilder zeigen die Lust an der Sprache und umschreiben die Komplexität, die Vielgestaltigkeit der Welt in die Malerei zu übersetzen.
Gunter Damisch schuf sich dazu ein Formenvokabular, in dem Motive wie «Steher», «Flämmler» und «Wächter» in großer Kontinuität die Bildkomposition bestimmen. Anfang der 1990er-Jahre entwarf er in seinen Bildern einen großzügig angelegten Farbkosmos, bestehend aus Schichten materialintensiven Farbauftrags. Landschaften, Pflanzen, Tiere und Himmelskörper beschreiben das breite Spektrum dieser «Weltenfelder und Wegfelder». Das Spannungsfeld der Bilder oszilliert dabei vom Mikrokosmos bis hin zur scheinbaren Darstellung ganzer Universen. Gunter Damisch entwirft auf der Leinwand Parallelwelten, in denen sich die Motive in einer anderen Zeitdimension zu bewegen scheinen. Diese sind zwar aus der Formenwelt der Realität entnommen, verweigern sich jedoch konsequent jeder mimetischen Konkretisierung. Anfang der 1990er-Jahre entstanden auch die ersten großformatigen Skulpturengüsse aus Metall. Die Beschäftigung mit dem Material ist neben der formalen Intention auch durch die biografische Verbundenheit des Künstlers mit der Region um Ybbsitz zu begründen, sowie in der Tradition des Schmiedehandwerks in der Familie Damisch. Seine Bronzeskulpturen umschreiben dabei stets das Thema der Natur, vom monumentalen Affenbrotbaum bis hin zu Pflanzenformen, die unmittelbar in seinem Garten in Schloss Freydegg im Mostviertel zu finden sind. Ein Versuch, wie Gunter Damisch meint, «die Heterogenität des Organischen zu organisieren.» So bündeln sich die im Bild frei schwebenden Flämmler und Kopffüßler entlang breiter Stämme oder verbinden sich zu abstrakten netzartigen Strukturen. Von dem ehemaligen Schloss Freydegg aus dem späten 16. Jahrhundert ist nur noch das von Gunter Damisch bewohnte Verwaltungsgebäude erhalten und der großzügige Garten, den der Künstler nun mittels seiner Skulpturen zu einem Gesamtkunstwerk ausbaut. Freydegg im Mostviertel ist für Gunter Damisch ein wichtiger Ort zum Arbeiten geworden, der seiner Haltung zu einer Universalität der Künste im Einklang mit der Natur entspricht. Seit 1992 unterrichtet Gunter Damisch an der Akademie der bildenden Künste in Wien, seit 1998 als ordentlicher Universitätsprofessor.