Hannes Heher

Musik

Musik ist Sprache

Hannes Heheristeine Doppelnatur, ist er doch gleichermaßen an der Komposition wie an der Organisation von Konzerten mit zeitgenössischer Musik interessiert. ,,Music online“ betitelt sich der Verein, mit dessen Hilfe er diese Konzerte organisiert. Ein Name, der keineswegs zufällig gewählt wurde. Denn übersetzt man diesen Titel, so bedeutet ,,online“ entweder „aufgedreht“ oder ,,auf der Linie“. Womit auch schon einiges über seine Zielsetzung gesagt ist. Denn wer hier mittut, dem ist die zeitgenössische Musik ein ganz spezifisches Anliegen. Und zeitgenössische Musik ist eben jene Linie, die man hier ausdrücklich pflegt. Noch dazu auf eine sehr besondere Weise. Denn Kennzeichen der Programme dieser Konzerte ist, dass jeweils Stücke aus dem Oeuvre eines schon renommierten Zeitgenossen mit Opera noch weniger bekannter Komponisten der Gegenwart zu einem, wenn man so will, ,,aktuellen musikalischen Bukett“ verbunden werden.
Das aber ist, wie gesagt, nur die eine Seite dieses Hannes Reher. Ist er doch auch ein veritabler Komponist, auch wenn er hier unterspielend sagt, dass sein Werkverzeichnis noch ziemlich schmal ist. Was freilich einen guten Grund hat. Hannes Heher, und alleine schon das macht ihn in einer Zeit, wo angeblich nur Raschheit dominiert, sympathisch, lässt sich hier durch nichts drängen. Er nimmt sich einfach die Muße, seine Gedanken langsam reifen zu lassen, nimmt man als ein Beispiel dafür nur etwa die für seinen Freund Wolfgang Panhofer geschriebenen Cellostücke her, an denen er von 1983 bis 1990 arbeitete. Für ihn wird er übrigens demnächst auch ein Cellokonzert zu komponieren beginnen, womit möglicherweise eine neue Entwicklung in Hannes Hehers Schaffen eingeleitet wird. Denn bisher beschäftigte er sich ausschließlich mit Kammer- und Chormusik.
Geboren wurde Hannes Reher 1964 in Wien. Aufgewachsen ist er in Puchberg am Schneeberg und in Neunkirchen, wo er auch maturierte. Parallel dazu begann er mit der Musik. Zuerst spielte er Blockflöte. Bald aber zog es ihn zum Klavier, wo er das Glück hatte, in Wolfram Unger einen Lehrer zu finden, der ihm auch theoretische Grundbegriffe beibrachte und so in ihm das Interesse auch für Komposition weckte, was folgerichtig erste Kompositionsversuche schon während der Gymnasialzeit zur Folge hatte. Dennoch begann Hannes Reher nach der Matura erst einmal Chemie zu studieren, ließ sich aber auch am Lehrgang für elektroakustische und elektronische Musik der Wiener Musikhochschule einschreiben, um so aus erster Hand so gut wie alles über die vielfältigen Möglichkeiten des Klanges zu erfahren.
Schließlich aber kam es, wie es offenbar kommen musste. Das Interesse an Chemie wurde immer geringer, die Faszination an Musik immer größer. Hannes Reher sattelte um auf Musikerziehung und wählte als Nebenfach Geschichte. Beide Studien hat er mittlerweile beendet und wird nun in Mödling sein Probejahr absolvieren.
Studiert hat Hannes Reher auch Gesang bei Professor Hartmut Krones, und chorische Praxis hat er sich im Wiener Jeunesse Chor angeeignet.
Als Komponist freilich ist er Autodidakt, was ein intensives Lehrer-Schüler-Verhältnis zu zwei Persönlichkeiten nicht ausschloss zu Hochschulprofessor Heinz Kratochwil, der ihm vor allem das technische Rüstzeug und hier wiederum besonders die mannigfachen Möglichkeiten der Zwölftontechnik erschlossen hat, sowie zum jüngst erst verstorbenen Hochschulprofessor Karl Heinz Füssl, der ihm wesentliche Einblicke in die Physiognomie Schönbergs und seiner Schüler gewährte und zusätzlich das Interesse an Komponisten weckte, die hierzulande nicht wirklich populär geworden sind, wie etwa Hans Eisler.
Befragt nach seiner stilistischen Selbsteinschätzung als Komponist, antwortet Reher, dass ihm einfach daran liegt, Musik zu schreiben. Beeinflußt sieht er sein Schaffen von der Wiener Schule, aber auch vom frühen Penderecki, und gesondert hebt er noch Alban Berg hervor, zumal er mit seinem Werk vorgezeigt hat, worum es auch Hannes Reher mit seinem Oeuvre geht. Zu demonstrieren, ,,dass Musik Sprache ist“.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 1992