Hannes Mlenek

Bildende Kunst

Auf der Suche nach der Wahrheit

Hannes Mlenek wurde am 30. Mai 1949 in Wiener Neustadt geboren. Er war vier Semester Gasthörer an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien in der Klasse Adolf Frohners. Im Wesentlichen ist er aber Autodidakt, seit 1976 freischaffender Maler. Seit 1976 wurden seine Bilder in Galerien Österreichs, Deutschlands, Englands und Frankreichs gezeigt. Neben mehreren anderen Preisen erhielt er 1982 das österreichische Staatsstipendium. Verschiedene öffentliche Sammlungen besitzen seine Bilder, so auch das Niederösterreichische Landesmuseum. Das Kunstszenarium der letzten Jahre war für Hannes Mlenek insofern günstig, als die professionelle Kunstkritik sein Werk in höchstem Maß lobte, ihn als ,,den interessantesten Maler der jungen Generation“, als ,,den bemerkenswertesten jüngeren Künstler“ oder einfach als ,,außergewöhnlichen Künstler“ apostrophierte. Mlenek ist jedoch in weit höherem Maß auf das Wohlwollen der beamteten Bilderankäufer und der diversen Preisjurien angewiesen als so mancher Malerkollege. Daß sich das Kaufinteresse des Publikums weniger stark auswirkt, liegt nicht am Preis der Bilder, sondern an deren Thematik. Denn Hannes Mlenek hat sich in seinem bisherigen Schaffen nie am Gängigen, an kurzlebigen Trends orientiert, sondern einen sehr persönlichen, charakteristischen Stil entwickelt. Seine Interessen, seine Suche nach Wahrheit, sein humanitäres Anliegen, sein Aufdecken menschlicher Schwächen und Unzulänglichkeiten und selbstverständlich seine Konflikte und Leidenschaften sind die Beweggründe seines Schaffens. Diese Ich-Bezogenheit mit einer reflektierten Kontemplation auf die Gesellschaft ist das Privileg des Künstlers. Henry Miller schreibt in einer Arbeit über D. H. Lawrence dazu: ,,Zu sagen er sei sein ganzes Leben nur mit der Aufgabe der Selbst-Erschaffung beschäftigt gewesen, heißt lediglich soviel wie, daß er ein Künstler war. Und wenn man sagt, Kunst sei ein = Pis-aller = , ist auch das richtig. Darin liegt kein Widerspruch. Denn das Problem des Künstlers ist das Problem der Personalität.“ Es ist kein Wunder, daß sich Hannes Mlenek sehr intensiv mit der Person und dem Werk Egon Schieles beschäftigt hat, weil es ihn faszinierte, wie Schiele befähigt war, die Schwächen des Menschen eindringlich, ungeschminkt und stupend gezeichnet, darzustellen. Er setzt seinem genialen Malerkollegen mit einer Serie von tiefempfundenen Analysen ein Denkmal, er entrückt dessen Werk in das unsterbliche Universum.
Hannes Mlenek ist ein unbequemer, lästiger Künstler. Er muß unserer weitgehend neurotischen, indifferenten und schicken Cosy-Society besonders unangenehm sein. Anders zu reagieren, als die dargestellte WAHRHEIT abzulehnen, sich in ihrer oberflächlichen Ästhetik verletzt fühlend, ist für sie kaum möglich, selbst dann, wenn der Künstler seine Figuren mit dekorativen Elementen, in Form- und Farbgebung aus der Tradition schöpfend, nur scheinbar beschönt, in Wirklichkeit aber noch drastischer kontrastiert. Wer will schon täglich in den eigenen vier Wänden mit der WAHRHEIT konfrontiert werden? Die ,,Hautbilder“ etwa würden die kleine Welt so vieler erschüttern, ihre bescheidenen geistigen Ansprüche decouvrieren, ihre mühsam aufgebauten Wertvorlagen gefährden. Nicht immer, aber sehr oft gelingen Hannes Mlenek derartige hochdramatische Verunsicherungen, ,,Husarenstücke in der bildenden Kunst“.
Der Künstler wünscht sich keine der üblichen Vernissagen-Minandrien, er wünscht sich die ernsthafte Auseinandersetzung mit seinem Werk. Immerhin geht es um eine humanere, tolerantere Welt.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 1984