Hans Angerer

Erwachsenenbildung
Image

Vom Neugierigen zum Interessierten bis zur Kulturfigur

Bildung bestimmt sein Leben. Als Professor bzw. Direktor des BRG Krems lebt Hans Angerer für die Bildung. Darüber hinaus ist er seit rund dreieinhalb Jahrzehnten eine der anerkanntesten Persönlichkeiten in der Erwachsenenbildungslandschaft unseres Landes. Seine Motivation beschrieb er einmal selbst: «Erst Neugier, dann zunehmendes Interesse für Erwachsenenbildung und kommunales Kulturleben; Faszination des Begriffs Kultur im weitesten Sinn.» Der gebürtige Altausseer maturierte in Graz und schloss sein Studium der Germanistik und Geschichte in Wien ab. Lebensmittelpunkt für ihn und seine Familie ist die Wachaustadt Krems, in der er sich im Gemeinderat besonders für Bildungsinhalte einsetzte.
Erwachsenenbildung lernte Hans Angerer von allen Seiten kennen. Am Beginn der 1970er-Jahre stieg er als Pressereferent in die Volkshochschule (VHS) Krems ein, vier Jahre später leitete er die Vortragstätigkeit und bereits 1978 fungierte er als Geschäftsführer und zweiter Vorsitzender. Seit sechs Jahren steht er an der Spitze der VHS Krems und prägt diese. Umsichtige Aufbauarbeit, die Rolle als Motivator und die menschlichen Qualitäten ermöglichten es ihm, ein kongeniales Team aus haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bzw. Kursleiterinnen und Kursleitern aufzubauen und zu führen, das gemeinsam für das gewaltige Wachstum der VHS verantwortlich zeichnet. Von 69 Kursen 1970 zu 351 Kursen im abgelaufenen Jahr, von 1.142 bis zu 4.091 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, der Ausbau des «Fellnerhofs» zu einer modernen Kursstätte und die Hebung des finanziellen Eigendeckungsgrads auf ca. 80 % sind Leistungen, die vor den Vorhang gehören. Er setzte auch eine Tradition im niederösterreichischen Verband fort: Seit dem Tod Philipp Krejs 1974 war Krems nicht mehr vertreten, bis 1993 Hans Angerer in den Landesvorstand gewählt wurde und seit einem Jahrzehnt sehr engagiert und erfolgreich die Funktion des Pädagogischen Referenten bekleidet. Er fungiert als Leiter des Arbeitskreises für die Berufsreifeprüfung im «Verband Österreichischer Volkshochschulen» (VÖV) und arbeitet im pädagogischen Ausschuss. Ein besonderes Anliegen war ihm nach dem Umbruch in den ehemaligen kommunistischen Nachbarstaaten, Planung und Leitung der Seminarreihe «Österreich und seine Nachbarn», in der er versuchte, österreichische Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildner mit Geschichte und Kultur dieser Staaten zu konfrontieren und Kontinuität und Bruchlinien im historischen Verhältnis zu erarbeiten.
Bedenkt man, dass in ca. 6.500 Kursen rund 80.000 Menschen das unmittelbare Arbeitsfeld von Hans Angerer tangierten, kann man sich leicht ausrechnen, wie viel Freizeit der engagierte Erwachsenenbildner in «seine» VHS investierte. Gerade in einer Zeit des steigenden Mitbewerbs und der gesellschaftspolitischen Veränderungen steht die Erwachsenenbildungslandschaft vor enormen An- und Herausforderungen, die nur durch besondere Leitfiguren bewältigt werden können. Mit seinem Freund und jahrzehntelangen Wegbegleiter Herwig Rabl hat Hans Angerer ein Werk geschaffen und ausgebaut, auf das er im Jahr seines 60. Geburtstags mit Befriedigung und Stolz blicken kann. Nicht verschweigen darf man, dass beide so überzeugt von ihrer Arbeit waren, dass sie persönlich für einen hohen Kredit (Adaptierung des «Fellnerhofs») hafteten. Für seine Steckenpferde Geschichte des 19. Jahrhunderts, Kultur des Donauraums, Literatur der Zwischenkriegszeit und Konfliktforschung blieb wenig Zeit. Die Familie lässt seine Aktivitäten zu und unterstützt ihn.

Für seine Verdienste erhielt Hans Angerer die höchste Auszeichnung der VHV-NÖ, die Josef Lehrl Plakette, und die Goldene Wappenplakette der Stadt Krems.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2006