Hans Lampalzer

Erwachsenenbildung

Humanist – Schöngeist – Volksbildner

OStR. Prof. Dr. Hans Lampalzer erblickt am 9. August 1927 im damals noch niederösterreichischen Atzgersdorf als Sohn eines Beamten an der Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen das Licht der Welt. Seine Kindheit und Pflichtschulzeit erlebt er in diesem Industrieort des südlichen Steinfeldes, der ihn schon früh viele soziologisch-zeitpolitische Eindrücke erleben läßt. Der Wehrdienst im Zweiten Weltkrieg, er ist Seekadett der deutschen Kriegsmarine, erlaubt ihm erst nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft im Jahre 1946, die Lehrerbildungsanstalt in Wiener Neustadt mit der Reifeprüfung abzuschließen. Trotz der schwierigen Nachkriegssituation nimmt der junge Pflichtschullehrer (Edlitz, ,,Bucklige Welt“) bald seine Studien an der Universität Wien auf. Neben seiner Berufsausübung gelingt es ihm, das Studium der Staatswissenschaften mit der Promotion zum Doktor rerum politicarum im Jahre 1963 abzuschließen. Schon fünf Jahre später wird Dr. Lampalzer als Professor und Abteilungsvorstand an die Pädagogische Akademie in Baden berufen, an der er seither als Lehrerbildner und Förderer der Erwachsenenbildung sehr erfolgreich tätig ist und auch ob seiner humanistisch schöngeistigen Wesenshaltung sehr geschätzt wird. Lampalzers Weg als Schriftsteller in seiner ihm eigenen, subjektiv noch zu erläuternden Einstellung beginnt sehr früh: Schon 1945/46 entstehen die ersten lyrischen Versuche und ein dramatischer Einakter in rhythmischer Prosa (Gefangenschaft“). Hans Lampalzers volksbildnerisches Credo, nämlich das der engen Verknüpfung zwischen Literatur und Erwachsenenbildung, dokumentiert sich eigentlich bereits bei seiner Hausarbeit zur Lehrbefähigungsprüfung für Hauptschulen, wo er sich den Bildungsroman Hermann Hesses, das ,,Glasperlenspiel“, zum Vorbild nimmt: Schon damals ergibt sich für ihn die Möglichkeit und Notwendigkeit, diese seine besondere Begabung auf dem Gebiet der Dichtkunst der Volksbildung“ zugutekommen zu lassen. Die altruistische Wesensart Dr. Lampalzers prägt immer wieder seinen Lebensweg: Seien es orts- und chronikbezogene Weihespiele“ z. B. bei Schuleröffnungen, verbindende Texte für Gesangsveranstaltungen (Volkslieder), das Volkstum einer Region berücksichtigende Lesungen niederösterreichischer Lyrik (auch im ORF) oder seien es Beiträge zur Volksgeschichte wie ,,In Betrachtung eines Bildnisses des heiligen Leopold“, der Prolog ,,25 Jahre Nö. Blasmusik“, die Chronik ,, 100 Jahre Freiw. Feuerwehr Edlitz“, der ,,Wappenspruch für Thomasberg“ oder gar der „Ruf an die jungen Bürger Osterreichs“, wo sich Dr. Lampalzer mehr als zehn Jahre lang an die Nö. Jungbürger wendet. Auch die Hymne der ,,Internationalen Organisation für Volkskunst“ (UNESCO) dokumentiert u. a. den festen Willen, Menschen mit allen ihren Werten und Schwächen zueinander zu führen und auf die Besinnung jener bleibenden und notwendigen Werte zu drängen, aus denen eine Gemeinschaft, ein Staat, besteht. Seine Hörspiele stellen historische Persönlichkeiten in einfachen Wesentlichkeiten allgemeinverständlich dar. Daß dieses volksbildnerische Verantwortungsbewußtsein nicht Lippenbekenntnis allein bleiben kann, manifestiert Dr. Lampalzer schon in den ersten Dienstjahren und nebenberuflich: Er hält Vorträge vor allem zum Aspekt der Politischen Bildung in der ländlichen Volksbildung. Eine besondere Herausforderung für eine Persönlichkeitsausprägung, wie sie Dr. Lampalzer präsentiert, stellt der Bau des ,,Kultur-Centrums“ Wimpassing dar: Er ordnet dessen Verwendung und Nutzung als Statutenverfasser des Kulturvereines unter Berücksichtigung der Vielfalt der volksbildnerischen Kräfte einer typisch ländlichen Industriegemeinschaft in Teamarbeit, verfaßt und spricht den Festprolog zur Eröffnung am 7. 11. 1964 und engagiert sich bei Kulturtagen in vielfacher Form. Nur zu selbstverständlich ist nun (1968) die Berufung Dr. Lampalzers in den Vorstand des Nö. Bildungs- und Heimatwerkes (stellvertr. Landesvorsitzender des NÖBHW), wo er vorerst wertvolle theoretische und praktische Impulse zur politischen und musischen Bildung setzt. Nachdem er sich auch schon bisher der Literatur in der Volksbildung angenommen hat, wird er 1975 zu deren Leiter in der Arbeitsgemeinschaft gewählt und forciert in dieser Funktion nö. Literatur im NÖBHW. Hier verstärkt er unter Hintanstellung seines umfangreichen, eigenen Schaffens die ,,Dichtung als Vehikel der Volksbildung“, den kreativen und konsumierenden Zugang zur Kultur aus Bildung und Kunst. In der Uberzeugung, Literatur nicht nur um ihrer selbst willen zu sehen, verhilft er jenen Persönlichkeiten ans Licht der Öffentlichkeit, denen es in ihren Werken vor allem um die Ursprünglichkeit und Wirkung aus ihrer unmittelbaren Umgebung, aus ihrer Heimatverbundenheit, geht. Dr. Lampalzer gelingt der Nachweis des Stellenwertes nö. Autoren durch zahlreiche Veröffentlichungen in anerkannten Zeitschriften und Büchern. Bei über 200 Autorenabenden im Marmorsaal des Nö. Landhauses würdigt er persönlich das Schaffen seiner Kollegen, mit denen er auch immer wieder in regem Briefverkehr steht. Er verfaßt in den letzten zehn Jahren über 150 Rezensionen nö. Bücher und findet dabei auch immer noch Muße, als Mitglied des Nö. Kultursenates tätig zu sein, jährliche Tagung der „Nö. Kulturschaffenden“ zu organisieren und im NÖBHW weitere Schwerpunkte zu betreuen, wie z. B. die ,,Enquete zur Neugestaltung der Feiern zum Nationalfeiertag“ oder die Mitarbeiterschulung. Neben beruflichen und literarisch bedingten Ehrungen, Auszeichnungen und Würdigungen von Bund und Land bzw. privatrechtlichen Institutionen wird heute mit der Verleihung dieses Volksbildungspreises einem überaus engagierten Niederösterreicher Gerechtigkeit zuteil: Dr. Hans Lampalzer vereinigt mit seiner dichterischen Begabung auch die vorzügliche pädagogisch/andragogische Fähigkeit, Ideelles an unsere Mitmenschen, an Konsumenten“ der Erwachsenenbildung, heranzutragen und stellt diese ideale Verbindung auch praktisch immer wieder unter Beweis; mögen ihm noch viele wertvolle Jahre dazu vergönnt sein!

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 1986