Harald Gugenberger

Darstellende Kunst
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Theaterkleinod im Waldviertel

Harald Gugenberger ist Intendant, Komponist, Dirigent, Wortkünstler, Sprachjongleur, Regisseur, Arrangeur und Taschenspieler. Er ist Erfinder, Bewahrer, Menschenfreund und Freigeist, vor allem aber ist er Visionär. Durch ihn entstand 1986 in Pürbach, einem kleinen Ort im Waldviertel, eines der bezauberndsten Theaterhäuser Österreichs. In einem alten Bürgermeisterhof aus dem Jahr 1886 entstand das Wald4tler Hoftheater mit 178 Sitzplätzen, mit einer Bühne auf dem neuesten Stand der Technik, mit Werkstätten für Kostüm- und Bühnenbildner und einem Theatercafe. An ca. 150 Spieltagen pro Jahr bringt das Wald4tler Hoftheater neben fünf bis sieben erfolgreichen Eigenproduktionen zahlreiche Gastspiele aus den Bereichen Kabarett, Kleinkunst, Klassik, Literatur und Musik. Es entstanden wichtige regionale und überregionale Kooperationen wie z. B. mit dem Renaissancetheater Berlin, dem Theater in der Josefstadt Wien, dem Donaufestival Krems, dem Vaudeville Theater Zürich, dem Theater Phönix Linz, dem Stadttheater Klagenfurt, dem Stadttheater Bruneck, dem Waldviertel Festival u. v. m. Jährlich arbeiten rund 120 Künstlerinnen und Künstler aus ganz Europa im nördlichen Waldviertel.
Mit viel Idealismus und hohen Eigeninvestitionen verwirklichten Harald Gugenberger und seine Gattin Stella Hierländer 1986 den Traum von einem Theater in einer Region, wo die Hemmschwelle vor Kunst und Kultur besonders hoch war. Durch extreme Pioniertätigkeit an der Basis, angefangen von persönlichen Werbefahrten und Vorstellung bei der heimischen Bevölkerung als «Theatermacher», wurde das Theater nicht nur angenommen, sondern ins Herz geschlossen. In den Jahren 1987 und 1988 begrüßte man bereits über 5000 Besucher.
Ein mehrjähriger Fördervertrag des Landes Niederösterreich sowie Förderungsmittel von ECO Plus ermöglichten im Oktober 2001 einen winterfesten Umbau des Wald4tler Hoftheaters und eine technische Aufrüstung. Was ursprünglich mit einem Wochenende im August begann, ist ein Ganzjahresbetrieb geworden! Dem «no-future»-Projekt im Zollgrenzbezirk ist es gelungen, im nationalen Kunstsektor eine entscheidende Rolle zu spielen.
Der Erfolg des Theaters ist dem persönlichen Einsatz Harald Gugenbergers zu verdanken: einem Mann, der immer verhandelt, aber sich nie verkauft. Einem Verfechter der Menschlichkeit, einem Freund der Qualität, einer Einmann-Ideenwerkstatt. Einem Mann, der sich nie mit Hunden hinlegt, weil er weiß, dass er mit Flöhen aufwachen könnte. Der Erfolg Harald Gugenbergers zeigt sich durch die Nähe zu seinem Publikum, das das Wald4tler Hoftheater als «sein» Theater empfindet, und sich erkundigt, «was wir heuer spielen».
Man geht nicht ins Wald4tler Hoftheater, weil es «in» ist, oder um gesehen zu werden. Weitab von Szene, Trends und Kulturbürgertum entwickelt Harald Gugenberger seine Visionen regionaler Kultur mit philosophischem und wirtschaftlichem Ansatz. Einerseits soll durch Stärkung des positiven Zusammenlebens eine Sensibilisierung der Gesellschaft durch Theater erreicht werden, andererseits ist das Wald4tler Hoftheater durch 1,5 bis 2 Millionen Euro Umwegrentabilität ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor im nördlichen Waldviertel.
Nach 19 Spielsaisonen kann Harald Gugenberger auf eine beeindruckende Bilanz zurückblicken, etablierte sich das Wald4tler Hoftheater doch für viele begeisterte Theaterbesucher und Kulturliebhaber zum Anziehungspunkt im deutschsprachigen Raum. Zugleich ist es seine härteste Saison, ist es doch die erste Spielsaison ohne seine Frau und Mitkämpferin, ohne die es das ganze Projekt nicht gäbe, ohne Stella Hierländer. Wenn einem angesichts des Verlusts eines geliebten Menschen, mit dem man das ganze Leben teilte, manchmal der Sinn des eigenen Tuns verloren geht, tut es gut, wie mit dem Kulturpreis des Landes Niederösterreich 2005 ein Zeichen der Aufmerksamkeit und Wertschätzung zu bekommen, für die zurückliegende und die zukünftige Arbeit.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2005