Die starke Frau auf dem Thalhof in Reichenau
Helga David, gebürtige Wienerin, begann ihre Karriere am Volkstheater Wien und am Theater in der Josefstadt, Nach diesen ersten viel versprechenden Anfängen ging die Künstlerin nach Deutschland, wo sie 20 Lehr- und Arbeitsjahre mit Hansgünther Heyme (er-) lebte: erst als Schauspielerin, dann als Mitautorin, und zuletzt als Regisseurin. Heiner Müllers „Medeamaterial“ war 1985 am Staatstheater Stuttgart ihre erste Regiearbeit. 1989 wieder nach Wien zurückgekehrt, feierte Helga David vor allem mit selbst geschriebenen Stücken und Collagen, wie „Grillparzer frauensüchtig“, „Alma Windsbraut“, einer Auftragsproduktion für die Wiener Festwochen, oder „Ein Fest für Frida Kahlo“ große Erfolge. Auslandsgastspiele bzw. Einladungen zum Berliner Theatertreffen folgten. Im Jahr 1998 entdeckte Helga David auch den Zauber des langsam verfallen Thalhofs. Besonders der nie renovierte Fin-de-Siècle-Ballsaal faszinierte die Künstlerin. Helga David wusste, an diesem Schauplatz, wo sich Arthur Schnitzler einst in seiner unerfüllten Liebe zur „Landpomeranze“ der Thalerhof-Wirtin Olga Waissnix verzehrte, muss man Schnitzler spielen. Mit dem Stück „Eine Liebe“ einer selbst geschriebenen Szenenfolge nach dem Briefwechsel zwischen Olga Waissnix und Arthur Schnitzler begann das erfolgreiche Unternehmen. Seit nunmehr zehn Jahren inszeniert Helga David ihre Arthur-Schnitzler-Festspiele, die als ideale Ergänzung der benachbarten Raichenauer-Festspiele gelten. Mit drei selten aufgeführten Einaktern von Arthur Schnitzler beging Helga David heuer das 10-jährige Jubiläum am Thalhof. „Die Gefährtin“ sowie die beiden Einakter aus dem Anatolzyklus „Die Frage an das Schicksal“ und „Agonie“ liefen äußerst erfolgreich. Wieder zeigte die Aura dieses einzigartigen Spielorts ihre Wirkung, die Helga David mit Peter Brooks Forderung nach dem „leeren Raum“ bewusst einbezog: etliche Stühle, ein Sekretär, eine Lampe genügen, dazu kommt das Wort – die Magie der Sprache, der Schauspieler – und es funktioniert! Helga David sagte einmal: „Theater machen ist die stete Suche nach Heimat.“ Am Thalhof dürfte die Künstlerin ihre Heimat gefunden haben!