Helga und Anton Hofer

Volkskultur und Kulturinitiativen
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Singen als Lebensmotto

Ob in der Schule, in der Familie, mit Freunden, bei Ausflügen oder im Weinkeller: Das Singen von früh bis spät und die Vermittlung von Volksliedern an Kinder, Jugendliche und Erwachsene jedes Alters standen über Jahrzehnte hinweg im Lebensmittelpunkt des Ehepaars Helga und Anton Hofer. «Jeder Mensch ist gleichsam von Natur aus musikalisch und kann singen», sind Helga und Anton Hofer überzeugt und daher von jungen Jahren an bestrebt gewesen, Volksliedern aus Niederösterreich, Madrigalen und Chorwerken zu neuer Bekanntheit zu verhelfen. Neben seiner Lehrtätigkeit an Volks- und Hauptschulen und am Pädagogischen Institut für Niederösterreich studierte der 1935 geborene Anton Hofer Volkskunde und Musikwissenschaften. Helga Hofer war als Direktorin der Hauptschule Dürnkrut tätig und war ebenso bestrebt, die Begeisterung für das Volkslied an junge Menschen weiterzugeben. Ehrenamtlich engagierten sich Helga und Anton Hofer zeit ihres Lebens in zahlreichen Organisationen, als Kreischorleiter des Sängerkreises Marchfeld ebenso wie auch als Bundeschorleiter des Sängerbunds für Wien und Niederösterreich. Als sich 1968 sieben Weinviertler Sänger(innen) unter der Chorleitung von Anton Hofer zum Singkreis Matzen zusammenschlossen, war ein Grundstein für die Wiederbelebung und Weiterführung des niederösterreichischen Volkslieds gelegt. Heute zählt das Ensemble zwölf Mitwirkende und weist ein breites Repertoire an Volksliedern, doppelchörigen Werken, Chorwerken der alten Meister und zeitgenössischen Chorkompositionen auf. Das Ensemble gilt heute als Wegbereiter für das chorische Singen traditioneller Lieder in zeitgemäßer Form. Neben unzähligen Auftritten bei Veranstaltungen ist die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem niederösterreichischen Volkslied stets ein großes Anliegen der Kulturpreisträger gewesen: Die umfassende regionale Sammlung an Volksliedern stellte Anton Hofer dem Niederösterreichischen Volksliedarchiv zur Verfügung. Anton Hofer wirkte an der wissenschaftlichen Reihe «Corpus Musicä Popularis Austriacä» (COMPA) mit. Er gestaltete den Band «Sprüche, Spiele und Lieder», und als Spezialist für das geistliche Volks ied arbeitete er im dritten Band, «Geistliche Lieder aus der Weinviertler Singtradition», den Sammlungsbestand von Franz Stubenvoll auf.Weitere bekannte Publikationen sind das dreibändige «Niederösterreichische Volksliedersingbuch», die Reihe «Niederösterreichische Liederhefte» und das Singbuch «Lieder aus dem Weinviertel». Sechs Tonträger wurden bisher veröffentlicht, darunter auch die CD «Zu dir, o Vater, voll Vertrauen – Geistliche Lieder aus der Weinviertler Singtradition». 2009 erschien die CD «Rundumadum», auf der Volkslieder des Singkreises Matzen (darunter das von Anton Hofer vertonte «I woaß net, is ’s wahr» und der «Hohenlehener Jodler») und der Stubenmusik Groß-Schweinbarth zu hören sind. Helga Hofer widmete sich neben ihrer Leidenschaft für Musik unermüdlich dem Trachtennähen. Sie engagierte sich nicht nur für die Grundlagenarbeit in der Trachtenforschung und für die Trachtenerneuerung im Bundesland Niederösterreich, sondern forcierte im Besonderen die praktische Vermittlung, Tracht in Handarbeit und in höchster Qualität fertigen und das Wissen an nachkommende Generationen weitergeben zu können. In den vergangenen zehn Jahren leitete Helga Hofer den Singkreis Matzen. Sie stellte zu den Festen im Jahreslauf – wie dem Passionssingen «Musik, Wort und Bild zur Fastenzeit», dem Leopoldisingen, dem Adventsingen – und zu Messgestaltungen die Programme zusammen und vereinte gekonnt verschiedene Genres. Dieser kreative Weg, der Traditionen aufgreift, um sie in der Gegenwart weiterzuführen und für die Zukunft zu erhalten, ist das große Verdienst von Helga und Anton Hofer.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2010