Helmut Haberfellner

Erwachsenenbildung
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Der Netzwerker mit dem langen Atem

In der Szene der Erwachsenenbildung in Niederösterreich ist er eine feste Größe: Helmut Haberfellner hat sich vor allem durch seine jahrzehntelange Tätigkeit im Forum Erwachsenenbildung Niederösterreich (FEN) große Verdienste erworben. Die Arbeit dieses Dachverbandes der gemeinnützigen Erwachsenenbildungseinrichtungen in Niederösterreich hat Helmut Haberfellner wesentlich mitgestaltet. Dem Forum gehören die unterschiedlichsten Mitglieder an: die großen Bildungsträger wie WIFI und BFI, ebenso wie die eher regional und teilweise ehrenamtlich agierenden Träger wie das Bildungs- und Heimatwerk und das Katholische Bildungswerk – sie alle hat er unter einen Hut gebracht.
Haberfellner ist es immer wieder gelungen, die unterschiedlichsten Interessen zu bündeln und das FEN zu einem Ansprechpartner des Landes zu machen. Er ist dabei als unermüdlicher Lobbyist für die Erwachsenenbildung eingetreten. Geradezu zyklisch werden ja die öffentlichen Kassen von Sparwellen erfasst, und Haberfellner hat sich mit dem FEN diesen Wellen immer wieder unerschrocken entgegengestellt und verhindert, dass gerade in der Erwachsenenbildung die ohnehin nicht übermäßig hohen Förderungen vom Sparzwang weggespült werden.
Seine Partner und Wegbegleiter im FEN betonen seine Loyalität. Einer dieser Partner formuliert es so: Haberfellner habe »nie dieses leichte Beleidigtsein mancher katholischer Erwachsenenbildner« gehabt und sei deshalb immer ein professioneller Partner gewesen, einer, der auch einen langen Atem habe und sich auch nicht scheue, die Dinge beim Namen zu nennen.
Dabei kommt ihm zugute, dass er ein Netzwerker par excellence ist. Sein Interesse für die Menschen, seine Kommunikationsfreude und sein gutes Gespür für die jeweilige politische Gemengelage sind wohl die besten Voraussetzungen dafür. Dass er diese Gemengelage auch für die Sache zu nutzen weiß und ihm deshalb von manchen eine gewisse Schlitzohrigkeit nachgesagt wird, stört ihn gewiss nicht. Als Mostviertler ist ihm diese Schläue wohl mit auf den Weg gegeben worden, und sie hat ihm gute Dienste erwiesen.
Haberfellner hat dazu beigetragen, Qualität in die Erwachsenenbildung zu bringen und diese abzusichern. Er hat an der Entwicklung des Cert NÖ mitgewirkt, und er hat dazu beigetragen, dass es in Niederösterreich eine kostenlose und von den einzelnen Bildungsanbietern unabhängige Bildungsberatung gibt.
Nicht minder bemerkenswert und für die Erwachsenenbildung in Niederösterreich relevant ist sein Wirken in seinem »Brotberuf« als Leiter des Bildungshauses St. Hippolyt in St. Pölten. Die Leitung des Hauses übernahm er 1988, und in den 25 Jahren seiner Tätigkeit machte er »das Hiphaus« zu einem Markenzeichen und zu einer Einrichtung, die weit über die Grenzen einer katholischen Bildungseinrichtung hinaus strahlt, ohne den spirituellen Geist zu verwässern. Weite und Vielfalt waren ihm immer wichtig, und deshalb konnten im Hippolythaus auch jene zu Wort kommen, die den allzu Linientreuen in seiner Kirche weniger gefielen.
Ein Bildungshaus wie St. Hippolyt zu führen ist immer auch eine große Herausforderung in wirtschaftlicher Hinsicht. Haberfellner hat das Haus für viele Bildungsanbieter geöffnet und so eine tolle Auslastung ermöglicht. Und so summt und brummt es oft wie in einem Bienenstock, und manchmal singt und klingt es auch an allen Ecken und in allen Räumen, wenn wieder einmal Singwochen oder Chortage auf dem Programm stehen. Das wird dem Chef des Hauses wohl besonders gefallen, ist der doch selbst ein leidenschaftlicher Sänger und langjähriges Mitglied im Motettenchor Herzogenburg.
»Er ist der Typ, der bei Spannungen zur Höchstform aufläuft«, beschreibt ihn der schon zitierte Wegbegleiter im Forum Erwachsenenbildung Niederösterreich. Vielleicht ist das der Grund, dass er nach 25 Jahren die Leitung des Bildungshauses abgibt und sich einer neuen beruflichen Herausforderung stellt. Als Personalchef in der Diözese wird seine Höchstform sicher gefragt sein. Hinsichtlich der Erwachsenenbildung in Niederösterreich kann er jedenfalls zufrieden auf eine gute Ernte blicken.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2013