Helmut Swoboda

Bildende Kunst

Diskussion um den Gegenstand

Helmut Swoboda hat im September 1985 im Niederösterreichischen Landesmuseum „Malerei auf Leinwand und Papier auf Leinwand“ präsentiert. Diese Ausstellung ist rückblickend als wesentliche Zäsur im Schaffen des Künstlers zu sehen. Swoboda ging es damals vor allem um die Weiterentwicklung der internationalen abstrakten Malerei. Schon bald nach dieser Personale stellte er fest, daß er auf diesem Weg zu einem Ende gekommen war. Aus der daraus resultierenden künstlerischen Krise entstanden neue Arbeiten, die nun von der Jury mit einem Förderungspreis ausgezeichnet wurden. Noch stärker als bisher ist für Swoboda der Ausgangspunkt seines Schaffens die Natur. Sein formales Anliegen ist dabei eine gültige Grenzfindung zwischen Abstraktion und Realismus. Der starke innere Druck zu abstrahieren ist durch eine neutrale Haltung gegenüber dem Gegenstand relativiert worden. Die Natur ist für Swoboda nicht mehr bloß Anstoß seiner Arbeit, sondern integrativer Bildbestand. Der Künstler hat dadurch die entscheidende individuelle Freiheit für den Malprozeß gewonnen. Wesentlich erscheint es ihm, daß das Motiv im Bild erhalten bleibt und nicht infolge einer starren theoretischen Vorgabe letztlich formal und inhaltlich verleugnet wird. In dieser Diskussion um den Gegenstand ist der Zeichnung eine besonders klärende Bedeutung zugekommen. Das bewußte Ausklammern der Farbproblematik hat die Formfindung erleichtert. Zudem erlaubt die Zeichnung ein sehr ungetrübtes Prüfen der hell-dunkel-Kontraste. Das führte auch zum Bemühen um eine Reduktion auf vier bis fünf Farben in der Malerei. Die Bildstruktur wird durch das Zu- und Miteinander der Farbfelder bestimmt. Nicht unbedeutend für die bemerkenswerte Entwicklung des Künstlers war sein bewußter Rückzug aus der Wiener Kunstszene. Swoboda ist in seinen Geburtsort Amstetten zurückgekehrt. Hier arbeitet er weitgehend unbeeinflußt von aktuellen und vermeintlich wichtigen Ereignissen der Kunstwelt. Für diesen mutigen Schritt und die Ergebnisse seines künstlerischen Schaffens in den letzten Jahren ist Swoboda von der Jury mit dem Förderungspreis ausgezeichnet worden

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 1988