Herbert Böck

Sonderpreis
Chorwesen

Die Prominenz überrundet

Der breiteren Öffentlichkeit wurde Herbert Böck durch ein Husarenstück bekannt. Denn nicht nur, daß er sich 1982 mit seinem damals erst seit zwei Jahren bestehen den Jugendchor Hollabrunn zum vom Österreichischen Sängerbund ausgerichteten ,,Internationalen Chorfest“ in Innsbruck wagte, holte er sich hier in der Sparte Gemischter Chor auch gleich den ersten Preis. Und ließ damit solche Prominenz wie den lnnsbrucker Kammerchor Walther von der Vogelweide und den Acappella-Chor Villach hinter sich. Und zwar auf eine so souveräne Weise, daß selbst die in diesem Wettbewerb Unterlegenen neidlos die souveräne Klasse der jungen Niederösterreicher anerkannten. Und so auch die erfolgreiche Arbeit des schon damals vokal wie instrumental wirkenden Herbert Böck würdigten. Geboren wurde Böck am 10. Dezember 1958 in Hollabrunn, bewarb sich sehr jung um die Aufnahme zu den Wiener Sängerknaben, wurde mühelos den hiefür gesetzten Anforderungen gerecht und damit Schüler der Professoren Ferdinand Großmann und Hans Gillesberger.In der Folge wechselte Böck ins Wiener Musikgymnasium, maturierte dort, begann aber zusätzlich schon ab 1973 Oboe an der Wiener Musikhochschule zu studieren. Daran schloß sich ein Tonsatzstudium, und 1982 schloß er sowohl seine Ausbildung für Oboe ab, als er auch die Berechtigung für das Lehramt erwarb; beides übrigens mit Auszeichnung. Herbert Böck aber gab sich damit nicht zufrieden, wiewohl ihn im selben Jahr ein Anerkennungspreis des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung erreichte und derart seine Ambitionen öffentliche Anerkennung fanden, sondern ließ sich noch 1982 in den Dirigentenlehrgang der Musikhochschule einschreiben. 1983 tritt er dann als Oboist ins Volksopernorchester ein, und seit heuer ist er Solo-Oboist des ORF-Symphonieorchesters. Womit freilich nur die eine Seite des Herbert Böck, seine quasi beruflich-musikalische, skizziert ist. Denn gleich engagiert ist er, und dies selbstverständlich nach wie vor, im Chorischen. Begonnen hat dies 1980. Denn da entwickelte sich, wie es Herbert Böck selbst formulierte, ,,aus einem Kreis gesangfreudiger Jugendlicher“ aus dem Weinviertel der schon erwähnte Jugendchor Hollabrunn. Erste Auftritte folgten in Hollabrunn und der näheren Umgebung. Bereits 1981 aber findet sich dieses Ensemble im Programm der Wiener Festwochen, und im Rahmen von ,,Talente aus NÖ“ kommt es zur ersten ORF-Hörfunkproduktion. Mit dem lnnsbrucker Chorfest erringt der Jugendchor seinen ersten großen Erfolg und wird so auch über Österreichs Grenzen hinaus bekannt, wozu auch noch eine Reihe von Fernseh- und Hörfunkaufnahmen beitragen. So beispielsweise wirkt er in der Serie ,,Musica sacra“ ebenso mit wie in der Reihe ,,Chormusik aus Niederösterreich“ und ist zusätzlich beim ,,Aschermittwoch der Künstler“ zu sehen. Zusammen mit dem Landesstudio Niederösterreich des ORF kommt es 1983 auch zur ersten Schallplatte des sich mittlerweile Kammerchor Hollabrunn nennenden Kollektivs mit dem Titel ,,Geistliche Chormusik“, die ausgezeichnete Rezensionen erfährt. Und in dieser Preislage ist es dann auch die nachfolgenden Jahre weitergegangen. Denn Herbert Böck weiß mit seinem Kammerchor in Dornbirn ebenso präsent zu sein wie in Eisenerz, er tritt in Schloß Eckartsau ebenso umjubelt auf wie im Stift Melk, engagiert sich für die Uraufführung des Requiems von Wolfgang Sauseng und leistet mit einer Aufführung von Johann Sebastian Bachs Johannes-Passion sowie einer Interpretation des Mozart-Requiems beides übrigens in der Wiener Michälerkirche seinen so persönlichen wie hochkarätigen Beitrag zum diesjährigen ,,Europäischen Jahr der Musik“. Nicht zu vergessen Böcks allerneuester Coup: die Mitwirkung seiner Choristen bei der Uraufführung von Thomas Pernes‘ „Rückblende für Chor, großes Orchester und Soli“ beim heurigen Linzer Brucknerfest, womit erneut demonstriert ist, welche Wertschätzung Böcks vokale Arbeit längst und immer mehr erfährt. Keine Frage auch, daß damit Herbert Böck und seine Vokalisten noch keineswegs den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreicht haben, zumal immer wieder Staunen macht, durch welch konsequente Arbeit er seinen Kammerchor Hollabrunn zu immer feineren Nuancierungen, subtileren Phrasierungen und Sprachdeutlichkeit animiert. Und dies, egal ob es sich um das klassische geistliche und weltliche Chorrepertoire, Negro spirituals oder aber österreichische Volkslieder handelt, womit Herbert Böck auch andeutet, wie wichtig ihm stets die Pflege von Bodenständigem ist und wie umfassend er seine Aufgabe als Chorerzieher sieht.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 1985