Herbert König

Musik

Oratorium und Blasmusik

Musik-Kulturpreisträger Herbert König vereinigt musikalische Gegensätze. Herbert König wurde am 14. Mai 1911 in Laxenburg geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und des Realgymnasiums studierte er an der Universität Wien und der Staatsakademie für Musik (der heutigen Hoch schule für Musik) in Wien. Er schloß dieses Studium mit der Staatsprüfung aus Musiktheorie und den Diplomprüfungen aus Komposition bei keinem geringeren als Franz Schmidt und aus Dirigieren bei Prof. Kabasta ab. In Ergänzung dieses Studienabschlusses legte er auch noch die Militärkapellmeisterprüfung ab. Im Jahre 1935 begann König seine Lehrtätigkeit am Bundesgymnasium Mödling als Musikerzieher und übte diesen Beruf mit kriegsbedingter Unterbrechung bis 1975 aus. Bereits 1947 wurde er vom Oberösterreichischen Blasmusikverband als Musikbeirat, Kursleiter und Wertungsrichter herangezogen. Mit der Begründung des Niederösterreichischen Blasmusikverbandes, an der König maßgeblichen Anteil hatte, begann seine segensreiche Tätigkeit als niederösterreichischer Landeskapellmeister, eine Tätigkeit, die er mit Erreichung seines 70. Lebensjahres in jüngere, bewährte Hände legte. In diese Aufbauzeit von 1952 bis 1981 fällt die ungeheure qualitative Aufwertung der Blasmusiker in Niederösterreich von diffamierten Wirtshausmusikanten zu qualitativ hochwertigen Ensemblemusikern. Auf Anregungen von Prof. Herbert König gehen die Kapellmeisterkurse, welche die fundierte Ausbildung unserer Blasmusikkapellmeister, die letztlich die Qualitätsverbesserung der ganzen Kapelle erst ermöglichen, zurück. Im Jahre 1963 gründete Prof. Herbert König die Musikschule des SOS-Kinderdorfes Hinterbrühl, deren Leitung er bis 1980 innehatte. Bereits in frühen Jahren setzte Herbert Königs umfangreiche kompositorische Tätigkeit ein. Dem breiten Publikum ist freilich nur eine Facette seines artenreichen Schaffens bekannt, nämlich die der Gebrauchsmusik für seine Tätigkeit im Blasmusikwesen. Wohl eines der bekanntesten Werke dieser Sparte ist der „Maurermarsch“, den der Komponist dem Altlandeshauptmann Andreas Maurer widmete. Daß sich König in seinem Schaffen auch mit allen Arten der „ernsten“ Musik beschäftigte, sei an einigen Beispielen belegt. Das Werk, das Prof. König besonders am Herzen liegt, ist wohl das Oratorium „Das Lied der Zeit“ nach Worten von Rudolf List. Aus seinem symphonischen CEuvre seien die symphonischen Dichtungen „Die Legende vom lieben Augustin“ und „Heimat“ sowie das Klavierkonzert in A-Dur genannt. Neben Solowerken für Klavier, Violoncello und andere Instrumente sei auf mehrere Streichquartette, ein Klavierquartett und diverse Bläserkammermusik hingewiesen. Zwei Opern, und zwar „Spielmann Just“ und „Der Brauttanz“ entstammen ebenso dem kompositorischen Ingenium Königs, wie auch rund 200 Sololieder, verschiedene Chorliteratur und Meßkompositionen. Die Kompositionsweise des diesjährigen Kulturpreisträgers, die er selbst als „gemäßigte Moderne“ bezeichnet, läßt sich schwer in gängige Kategorien einteilen. Abgesehen von früher, eher akademischer Beschäftigung mit der 12-Ton-Musik ist Königs Werk tonal gebunden, wenn auch kühne harmonische Wendungen zu den sehr persönlichen Eigenheiten der Königsehen Kompositionsweise gehören. Das Attest der Tonalitätsgebundenheit verleitet heute leicht zu dem Verdacht, eine Komposition sei epigonal, ein Verdacht, der gerade Herbert König nicht treffen kann, da sich bereits sehr früh eine sehr eigenwillige, persönliche Handschrift des Komponisten dokumentiert. Freilich erinnern chromatische Durchgänge und die unverkennbare Dramatik an Königs verehrten Lehrer Franz Schmidt. Selbst die Gebrauchsmusik, die König für seine Tätigkeit als Landeskapellmeister und Kursleiter der Blasmusik schrieb, zeichnet sich durch eben diese persönliche, moderne Kompositionsweise aus, die viele Blasmusiker ob der technischen und musikalischen Anforderungen insgeheim stöhnen läßt, die aber schon manchem interessierten Musiker den Weg zur modernen Konzertliteratur symphonischer Natur ebnete. So mancher Musiker, der früher die „ernste“ Musik als „fad“ abgetan hatte, ist heute dank der Beschäftigung mit Königs Blasmusikkompositionen ein begeisterter Konzertbesucher, für den Strawinsky und Bartok keine Schreckgespenster mehr sind. Prof. Herbert König kann auf eine Reihe hoher und höchster Auszeichnungen blicken. Für sein kompositorisches Wirken erhielt er 1965 den Theodor-Körner-Preis und 1966 den Förderungspreis des Landes Niederösterreich. Bereits 1963 wurde er mit dem österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst und 1966 mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich ausgezeichnet. Der Österreichische Blasmuskiverband verlieh König 1971 das Goldene Verdienstkreuz und 1981 das Silberne Ehrenkreuz, einen Halsorden. Der Niederösterreichische Blasmusikverband war 1981 gezwungen, anläßlich Königs Ausscheiden als Landeskapellmeister eine Sonderstufe der Verbandsmedaille in Gold einzuführen, da Prof. König bereits alle anderen Auszeichnungen verliehen worden waren. Anläßlich seines 70. Geburtstages und seines Ausscheidens als Landeskapellmeister äußerte Herbert König den Wunsch, nun endlich mehr Zeit zu finden, um sich wieder seinem kompositorischen Wirken hingeben zu können. Eine Kantate und mehrere Werke für Streicherkammermusik harren ihrer Vollendung. Gute Kenner von Herbert König wissen aber, daß sich sein Engagement für die Belange der Blasmusik und besonders der Kapellmeisterausbildung eher vermehrte, als daß er als Ehrenlandeskapellmeister auf seinen Lorbeeren ausruhte. Die Kompositionen werden wohl noch länger warten müssen. Möge dem Pensionisten König aber nicht nur die Vollendung der begonnenen Werke beschieden sein, sondern noch viele Werke sollen in der gemütlichen Atmosphäre seines Mödlinger Heimes zu Papier gebracht werden!

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 1982