Vertraut machen mit wissenschaftlichen und bildungspolitischen Zielsetzungen
Hermann Steininger, in Wartberg/Mürz geboren, von seinem Elternhaus und dem Abteigymnasium Seckau mit humanistischer Bildung, christlich-sozialer Weltanschauung und kritischem Geist ausgestattet, absolvierte an der Universität Wien das Studium der Geschichte, Germanistik und Volkskunde. Während seines Doktorats verfasste Hermann Steininger erste wissenschaftliche Arbeiten für das Museum für Volkskunde. Nach seiner Promotion zum „Doctor philosophiä“ im Februar 1964 trat er am 1. Juli in den niederösterreichischen Landesdienst ein, wo er mit Aufbau und Leitung der volkskundlichen Abteilung im Niederösterreichischen Landesmuseum betraut wurde. Die weiteren Jahre waren von zahlreichen museologischen und volkskundlichen Aktivitäten geprägt. Mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten machte sich Hermann Steininger einen Namen in der Museumsszene und wurde mit der Vertretung Niederösterreichs in der Kommission für den österreichischen Volkskundeatlas betraut. In diesem zeichnete er u. a. für Karte und Kommentar über volkskundliche und fachverwandte Museen verantwortlich. So begann der Aufbau seiner gesamtösterreichischen Museumsdokumentation, die die Grundlage für eine Reihe von Karten und drei Handbüchern zur niederösterreichischen Museumslandschaft bildete. Die Sammlung wurde von der Abteilung Museumsmanagement Niederösterreich der Volkskultur Niederösterreich BetriebsGmbH übernommen und zu einer landesweiten Datenbank ausgebaut. Hermann Steininger gehörte zwei Perioden dem, von der Niederösterreichischen Landesregierung bestellten, Gutachtergremium für Museen an. 1973 wechselte Hermann Steininger vom Niederösterreichischen Landesmuseum in die Niederösterreichische Landesbibliothek. Der neue Arbeitsbereich umfasste die Betreuung von Burgenarchiv und Ansichtensammlung sowie die Literaturdokumentation – vor allem zur niederösterreichischen Landes- und Volkskunde. In der Literatur- und Sacherschließung fand Hermann Steininger einen neuen, auch wissenschaftlich befriedigenden Bereich. Er gestaltete kleine Ausstellungen in der Landesbibliothek und verfasste dazu inhaltliche Begleithefte. Seine kommentierten Bibliografien zur Heimat- und Landeskunde oder seine Bibliografie der niederösterreichischen Bibliografien sowie viele seiner weiteren Arbeiten wurden für alle niederösterreichischen Regionalforscher zu unersetzlichen Hilfsmitteln. Auch während seiner Freizeit widmete sich Herman Steininger volkskundlichen Studien: Er verfasste Aufsätze und Bücher, besuchte und hielt Vorträge auf Kongressen, vervollständigte seine Literatur- und Museumsdokumentationen. Ohne eine verständnisvolle Familie wäre dieses doppelte Arbeitsleben nicht möglich gewesen. Museen und an regionaler Volkskunde und Heimatforschung Interessierte profitierten von Hermann Steiningers Wissen durch seine aktive Mitarbeit in drei Arbeitgemeinschaften des Niederösterreichischen Bildungs- und Heimatwerks: Er engagierte sich für Volkskunde und als Betreuer der volkskundlichen Sammlungen. Der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde stand er seit 1987 für lange Jahre vor. Als Redakteur der Mitteilungen und Planer und Leiter der Jahrestagungen war er stets seinem Credo: „Vertraut machen mit wissenschaftlichen und bildungspolitischen Zielsetzungen“ verpflichtet. 1992 zum Honorarprofessor für Volkskunde an der Universität Wien ernannt, stellt er sein Wissen und sein umfangreiches Archiv stets, hilfe- und ratsuchenden ForscherInnen und StudentInnen zur Verfügung.
1999 erhielt Hermann Steiniger den Titel Hofrat. Auch nach seiner Pensionierung ist Hermann Steininger weiterhin um die wissenschaftliche Kontaktpflege der Heimat- und Regionalforscher untereinander, aber auch mit den verschiedenen wissenschaftlichen Institutionen in Niederösterreich, Wien und den Nachbarlandschaften bemüht.