Herwig Rabl

Erwachsenenbildung

Lebenslange Freude am Lernen

Dipl. Ing. Herwig Rabl wurde am 11.7.1922 in Klagenfurt als erster Sohn von Alois Rabl und Elisabeth Rabl, geb. Müller geboren. Die Beziehungen zu seiner Heimatstadt hat er stets hochgehalten, seine Kärntner Abstammung war eine wichtige Konstante in seinem Leben. Auch seine Schulzeit (Übungsvolksschule LBA, sodann BG und BRG in Klagenfurt) hat ihn nachhaltig geprägt und ist wohl der Schlüssel zu seinem humanistischen Weltbild, zu seinem Bildungsverständnis und zu seiner lebenslangen Freude am Lernen, der Schlüssel somit zum Erwachsenenbildner Herwig Rabl. Damals allerdings waren zunächst andere Probleme und Fragestellungen vorrangig. Die Reifeprüfung – mit Auszeichnung – im März 1940 fiel bereits ins erste Kriegsjahr; das an der Technischen Hochschule Graz begonnene Studium der Elektrotechnik wurde bald durch den Rüstungseinsatz in Berlin und schließlich von November 1941 durch den Wehrdienst bei der Luftwaffe abgelöst. Es folgte sowjetische Kriegsgefangenschaft bis Ende 1947. Erst dann konnte das Studium wieder aufgenommen werden, nicht ohne große wirtschaftliche Probleme, meistens als Werksstudent. Die Zeit im Krieg und in der Gefangenschaft, die entbehrungsreichen Nachkriegsjahre mitihren Mühen haben sicherlich zur Entwicklung jener Zähigkeit, Standhaftigkeit und Ausdauer beigetragen, mit der Herwig Rabl später Ziele verfolgte, auch und vor allem zum Wohle der Erwachsenenbildung. Es folgten die Graduierung zum Diplomingenieur 1957, der Eintritt als Direktionsassistent in die MAGIN DAG -Steirische Magnesitlnd. AG Leoben sowie privat die Verehelichung mit seiner Gattin Edith und die Geburt der beiden Zwillingstöchter Jutta und Hanna. Ein ganz besonderes Ereignis aber war die Übernahme der Leitung des Werkes Krems der MAGINDAG. 1963 wurde ihm der Titel „Werksdirektor“ verliehen, und er führte das Werk äußerst erfolgreich bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1982. Daß es vor einiger Zeit – als Bauernopfer der beginnenden Globalisierung – geschlossen wurde, war sicherlich eine der herben Stunden seines Lebens. Herwig Rabl war schon seit Studententagen ein Mensch, der es als Bürgerpflicht ansah, sich zu engagieren. Eines seiner ersten Betätigungsfelder war die akademische Sängerschaft Gothia, der er bis heute treu geblieben ist. Hier konnte er auch erstmals seine Begeisterung für die Musik ausleben – sie hat bis heute nicht nachgelassen. Dem damaligen Bürgermeister der Stadt Krems, Dr. Franz Wilhelm, fiel auf, wie sehr sich Herwig Rabl trotz seiner verantwortungsvollen und zeitaufwendigen beruflichen Funktion immer wieder für kulturelle und soziale Fragen interessierte und seine Meinung dazu deutlich artikulierte. Und so gewann er ihn für die Funktion des Präsidenten (seit der Statutenänderung 1983 1. Vorsitzender) der Österreichischen Kulturvereinigung – Volkshochschule Krems. Herwig Rabl übt diese Funktion nunmehr seit 1970 aus. Sie war ursprünglich eher als Honoratiorenposition gedacht, aber Herwig Rabl fühlte sich auf Grund seiner umfassenden Bildung, seiner Vielseitigkeit, seiner Offenheit für Unkonventionelles auf dem Feld der Erwachsenenbildung alsbald wie der Fisch im Wasser. Dieses Engagement war insbesondere nach dem plötzlichen Tod des Gründers und langjährigen Leiters OSTR Dr. Philipp Krejs sehr notwendig. Die Konstruktion der VHS Krems als Verein bietet Chancen und Gefahren. Die Chancen liegen vor allem in der Unabhängigkeit und in der Flexibilität. Herwig Rahl legte in seiner gesamten Tätigkeit auf diese beiden Aspekte auch besonderen Wert. Die Gefahren können in einem allzu bescheidenen Finanzkostüm und einer sehr unbefriedigenden kommunalen Förderung liegen. Als einem aus der Wirtschaft kommenden Praktiker war es Herwig Rahl aber von Anfang an ein Hauptziel, entsprechende wirtschaftliche und organisatorische Rahmenbedingungen für eine zeitgemäße und erfolgreiche EB-Arbeit zu schaffen. Es waren langwierige und schwierige Verhandlungen, die er mit der Stadt Krems führen mußte, damit die Bedeutung der Volkshochschule von den Entscheidungsträgern richtig erkannt und und eine dauerhafte Lösung der Subventionsfrage gefunden werden konnte. Dazu trug maßgeblich das hervorragende Ansehen bei, das er in Krems genoß und natürlich noch immer genießt. Und natürlich die Gewissheit, dass eine Vereinigung, an deren Spitze Herwig Rabl steht, ihr anvertraute Fördergelder so effizient und ökonomisch wie nur möglich verwendet. Wären diese mitunter fast altmodisch anmutenden – Tugenden von allen Subventionsnehmern beachtet worden, würde es mit manchen öffentlichen Mitteln wohl noch besser ausschauen. Mit Hartnäckigkeit und Leidenschaft hat Rahl auch immer wieder in Gesprächen und Briefwechseln mit Regierungsmitgliedern und hohen Beamten auf Bundes- und Landesebene eine zeitgemäße Lösung der Finanzierungs- und Förderungsfragen für die Erwachsenenbildung thematisiert und gefordert, Denkschriften und Aufsätze für EB-Zeitschriften verfasst und aufTagungen darüber gesprochen. Daß er hier mit seinen Ideen nur sehr ansatzweise durchgedrungen ist, ist wohl zuletzt auf mangelhaften Einsatz seinerseits zurückzuführen. In Krems jedenfalls schuf er durch seine kluge Finanzpolitik, seine Energie und Überzeugungskraft bei den Verhandlungen mit den Stadtvätern und seine guten Beziehungen zu allfälligen Sponsoren die Voraussetzungen für die Verbesserung der räumlichen und organisatorischen Situation der Österreichischen Kulturvereinigung- Volkshochschule Krems, welche Basis und Voraussetzung war für die enorme Aufwärtsentwicklung der VHS in den nächsten Jahrzehnten, für die ständige Steigerung der Kurs- und Hörerzahlen. Hier sind insbesondere zu nennen: ♦ die ständige Modernisierung der Administration bis herauf zu einer modernen Kursverwaltung auf EDV; ♦ Einrichtung des Sprachlabors (mit beträchtlichen Eigenleistungen des graduierten Elektrotechnikers Rabl!); ♦ Schaffung der Kursstätte Göttweigerhofgasse mit spezieller Einrichtung für Kreativkurse; ♦ ständige Innovationen in der Geräteausstattung. Die zweifellos bedeutendste Leistung hat Herwig Rahl aber mit der Übersiedlung der VHS Krems in ihr neues Heim, in den historischen Fellnerhof im Herzen der Kremser Altstadt erbracht. Das reizvolle Ambiente dieses denkmalgeschützten Gebäudekomplexes in der Fußgängerzone bietet alle Voraussetzungen für ein Kultur- und Bildungszentrum, und Herwig Rahl erkannte sofort die Chancen, die sich für die VHS hier boten. Damals bereits im 71. Lebenjahr, war er maßgeblich an der Planung beteiligt und nahm mit großem Engagement tagtäglich die Aufgaben der Bauaufsicht wahr. Daß das Projekt in so kurzer Zeit realisiert werden konnte, war seinem unermüdlichen Einsatz zu danken. Jedenfalls hat sich der mutige Schritt gelohnt, die VHS Krems ist ein maßgebliches kulturelles und soziales Zentrum in der City geworden. Herwig Rabl hat sich im EB-Bereich aber nie als bloßer Macher verstanden. Sein – bei Technikern ,,alter Schule“ nicht seltener- enormer historischer und kunstgeschichtlicher Bildungshorizont und seine vielfältigen kulturellen Interessen haben ihn auch die inhaltliche Linie der VHS Krems entscheidend mitprägen lassen. Auch er selbst war immer wieder aufTagungen und Seminaren anzutreffen und hat in mehreren Aufsätzen zu wichtigen Fragestellungen der EB Stellung genommen. Auch bei Auslandskontakten auf VHS-Ebene war er immer wieder aktiv. Ein besonderes Anliegen war ihm eine entsprechende Positionierung der Probleme des Älterwerdens in der EB-Arbeit. Als Mitarbeiter des Medienverbundprogrammes „Alterwerden- Lust oder Last?“ richtete er an der VHS Krems Fortbildungsveranstaltungen für Altenhelfer ein, die damals weit über die Region hinaus Bedeutung hatten und in Niederösterreich eine Pionierleistung darstellten. Neben seinerTätigkeitals Erwachsenenbildner ist Herwig Rahl in Krems aber auch durch seine Tätigkeit beim 1. Kremser Schmalfilm- und Videoclub und vor allem bei den LIONS, deren Präsidentschaft er zweimal innehatte, bekannt.Die Stadt Krems hat ihm, der im übrigen keiner politischen Partei angehört, die Wappenplakette in Silber und in Gold verliehen, wobei sein Engagement als kritischer Bürger besonders gewürdigt wurde. Auszeichnungen aus dem EB-Bereich sowie das silberne Verdienstzeichen der Republik Österreich zeigen ebenfalls, wie sehr die Tätigkeit Herwig Rab ls allgemeine Achtung gefunden hat. Das in ihm tief verankerte „Ich dien‘!“ hat es ihm immer zur selbstverständlichen Pflicht gemacht, Stellung zu beziehen und dabei zu sein, wenn die Gemeinischaft ihn brauchte. Die Freundschaft und warme Menschlichkeit, die er seinen Mitarbeitern und Freunden stets entgegenbrachte, vervollständigen das Bild einer außerordentlichen Persönlichkeit von einem Zuschnitt, wie er in unserer Gesellschaft immer seltener zu werden droht.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 1997