Iris Andraschek

Medienkunst
Künstlerische Fotografie
Image

Im Spiegel der Kamera

Soziologische Konstrukte, Menschen in ihren Lebensräumen bieten die Basis für eine Vielzahl der Werke von Iris Andraschek. Durch genaue Beobachtung und intensive Recherche entwickelt sie Studien des schützenden Raums, die in auf Fotografie basierenden Arbeiten festgehalten werden. Zufällige Begegnungen, Vertraute und Freunde finden sich als Ausgangspunkte des künstlerischen Diskurses. Seit längerem ist die Künstlerin mit dem Thema Haus- und Obstgärten beschäftigt. Mitten in dieser Werkgruppe, die 2001 in Niederösterreich begonnen und seit 2002 in Kanada weitergeführt wurde, findet sie durch die Begegnung mit einer aus Deutschland nach Kanada emigrierten Frau zu einem neuen Projekt. «Best left at home with friends», aus einem Gedicht des vier Tage vor dem Waffenstillstand im Alter von 25 Jahren an der Front gefallenen englischen Lyrikers Wilfred Owen, wird zum Überbegriff der neuen Serie. In Konfrontation mit den unglaublichen psychischen Belastungen, die der allem übergeordnete Wunsch des Überlebens mit sich bringt, finden sich bei Owen und der deutschen Emigrantin klare Parallelen wieder: Um zu überleben ist die Frau als Köchin im örtlichen Bioladen, als Aktmodell und als esoterische Praktikerin tätig. Zusammen mit den Kindern und einer Freundin lässt sie sich auf einen inszenierten Diskurs mit der Kamera ein: «Gender – Frauen» im Kontext mit der Natur, mit inneren und äußeren (Lebens)räumen, stark historisch und traditionell beladen. Die Bilder evozieren ein intensives Gefühl von Ruhe, von Harmonie. Eine gewisse Melancholie schwingt mit, ein Hauch von Traurigkeit umgibt die Szene. Dennoch ist der unbändige Lebenswille der kleinen Gruppe – quasi der menschlichen Urzellen – stets übergeordnet spürbar.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2004