Geschichten und Hintergründe erzählen …
… das bewerkstelligt Johann Moser mit den Mitteln der Architektur und Szenografie. Seit Anfang der 1990er Jahre arbeitet er im Bereich der Ausstellungsgestaltung und Museumsarchitektur. Parallel zu einer Entwicklung, die davon gekennzeichnet ist, dass die Ansprüche des Publikums an die einfache Konsumierbarkeit und den Unterhaltungswert von Ausstellungsinhalten ebenso gestiegen sind wie die Vermittlungsaufgaben von Ausstellungshäusern, hat er sich auf diesem Gebiet eine bemerkenswerte Expertise erarbeitet.
Im Ausstellungswesen wurde es zu einem Trend, dass die Inszenierung der Information mitunter den Vorrang streitig macht, wobei es sich beim heute so angesagten immersiven Erlebnis oft mehr um einen Eskapismus in eine Scheinrealität als um ein tatsächliches Eintauchen in ein spezifisches Thema handelt. Dem vielseitig gebildeten und ausgebildeten Johann Moser hingegen geht es um den Erkenntnisgewinn, der dank einer spezifischen räumlichen Dramaturgie und inszenatorischen Mitteln verstärkt werden kann.
Er versteht sich als Übersetzer von Themen in ein Gesamtkonzept, das die wissenschaftliche Arbeit der jeweiligen Kuratorinnen und Kuratoren atmosphärisch trägt und Wort, Bild und Objekt in sinnliche Erfahrungen einbettet. Seine Ausstellungsgestaltungen sind keine Inszenierungen, die sich selbst genügen, sondern didaktische Instrumente, die das Vertiefen in ein Thema auf vielfältige Weise erleichtern.
Die guten Voraussetzungen für dieses Tätigkeitsfeld, das umfassendes kulturelles Wissen, handwerkliches Know-how, soziale Kompetenz, Raumverständnis und Flexibilität erfordert, schuf wohl der atypische Werdegang des ausgebildeten Künstlers. Das technische Fundament legten die bautechnische Grundausbildung an einer HTL für Tiefbau und ein Semester Bauingenieurswesen. Das Studium der Ethnologie lehrte ihn, Kulturen in ihrer Ganzheit zu betrachten und – ergänzt vom Studium der Politikwissenschaften – zu verstehen, wie Gesellschaft funktioniert. Die Ausbildung zum freischaffenden Künstler erhielt er an der Akademie der bildenden Künste in Wien, Meisterklasse Bruno Gironcoli.
Johann Moser ist mit Erich Bernard und Daniela Walten Mitbegründer des seit 2004 unter dem Kürzel BWM firmierenden Architektur- und Designstudios, dessen Leitungsteam mittlerweile auch Markus Kaplan und András Klopfer angehören. Das aktuell 70-köpfige multinationale Team ist in so gut wie sämtlichen Architekturfeldern und Maßstäben erfolgreich tätig. Die in etablierten größeren Architekturbüros oft als Groscherlgeschäft abgetane Aufgabe der Ausstellungsgestaltung blieb dabei stets ein ernsthaft bearbeitetes Arbeitsfeld.
Unter der Federführung von Johann Moser verantwortet BWM neben Museums- und Ausstellungsgestaltungen in der Steiermark, Salzburg und Wien zahlreiche Arbeiten in Niederösterreich. Darunter die Landesausstellung 2015 „Ötscher: Reich – die Alpen und wir“ in der Remise der Mariazellerbahn und zuletzt Aufsässiges Land im Haus der Geschichte, Museum Niederösterreich, Blick in den Schatten. St. Pölten und der Nationalsozialismus im Stadtmuseum St. Pölten sowie die Gestaltung der Dauerpräsentation in der Ehemaligen Synagoge St. Pölten.
Im ständigen Dialog mit interdisziplinären Teams ist es die Aufgabe des Ausstellungsgestalters, Anwalt des Publikums gegenüber der Wissenschaft zu sein und umgekehrt Anwalt der Wissenschaft gegenüber dem Publikum. Johann Moser versteht dies ebenso ausgezeichnet, wie die örtlichen Gegebenheiten klug zu nutzen und aus ihnen heraus die jeweilige Gestaltung zu entwickeln. Diese Arbeitshaltung hat er an zahlreiche jüngere Ausstellungsgestalterinnen und Ausstellungsgestalter, die aus seiner Schule hervorgingen, weitergegeben.
Franziska Leeb