Transhumane Visionen
Johanna Bruckners künstlerische Arbeiten beschäftigen sich mit den immer engeren sozialen, technologischen und biochemischen Verstrickungen von Körper, Geschlecht und digitalen Technologien sowie deren Einfluss auf Gesellschaft, Klimawandel, Politik und verschiedene Formen von Gewalt. Mit großer Offenheit und Sensibilität greift sie brennend aktuelle Themen auf und stellt in ihren transmedialen Performances, die sie mit Text-, Musik- und Tanzprojektionen überlagert, die idealisierten Vorstellungen unserer Technofuture infrage.
In der Performance „Quantum Brittle Stars“, einer poetischen, transhumanen Vision, lotet Bruckner unser Empfindungsvermögen in einer digitalisierten Welt aus. Sie fragt nach Veränderungen im Zusammenleben, nach Aspekten von Intimität und Sexualität. Reale und digitale Körper streben aufeinander zu und erreichen einander doch nie. Gleichzeitig wird etwa die Frage aufgeworfen, wie sich der Einsatz digitaler Pflegetechnologien auf die Alten- und Krankenpflege auswirken wird.
Die Künstlerin verweist auf völlig neue Emotionen und Gefühle, die durch die Interaktionen zwischen Mensch und Technologie, zwischen menschlichen und nichtmenschlichen, robotischen Wesen entstehen. Während Félix Guattari das Dasein nicht nur auf die leiblich-materielle Sphäre beschränkt, sondern auch soziale und mentale Ökologien einbezieht, ergänzt Bruckner ihre künstlerisch-philosophischen Experimente durch die Idee der „Molekularisierung“ des Körpers.
Die zunehmende Durchdringung „der Mikro- und Nanostrukturen unseres physischen, künstlichen und sexuellen Körpers durch Algorithmen und Datensätze“ macht ethisches und politisches Denken immer wichtiger. In ihrer Performance versucht die Künstlerin mit fantastischen Klang- und Bildproduktionen, uns aus einer zunehmenden, bloßen Abstraktion zu befreien und auf diskursive Weise hellhörig zu machen.
Die international tätige Künstlerin überzeugt in ihren Arbeiten durch enorme Eindringlichkeit und berührende Emotionalität.