Johannes Kretz

Musik
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Gestaltung von Harmonie und Klangfarbe

Johannes Kretz, 1968 in Wien geboren, studierte zunächst in Wien Komposition bei Francis Burt und Michäl Jarrell, Mathematik und Musikpädagogik, bevor er seine Ausbildung am IRCAM in Paris vervollständigte. Er gehört zu jener Komponistengeneration, für die der Einsatz von Computertechnologie von Anfang an selbstverständlich war, und die darin die lang ersehnte Möglichkeit erblickten, die Parameter der Musik in ein kompositorisch effizient handhabbares Kontinuum der Klang- und Raumwahrnehmung überzuführen. Während in Johannes Kretz´ frühem Schaffen das Hauptaugenmerk besonders der subtilen, nahezu tonsetzerischen Organisation von Klängen galt, kamen in der Folge die Beschäftigung mit künstlicher Intelligenz für das Computer-unterstützte Komponieren hinzu. Seit einer Studienreise zu den Ureinwohnern Taiwans im Jahr 2005 setzte sich Johannes Kretz verstärkt mit ethno-musikalischen Modellen der Klangartikulation sowie Mikrotonalität auseinander. Insgesamt liegt eine beachtliche, aber überschaubare Anzahl an Orchesterwerken, geistlicher Musik und Kammermusik sowie an elektronischen, multimedialen und kollektiven Werken vor. Aufgrund dieser Vielseitigkeit lässt sich aus den zahlreichen Aufträgen (Konzerthaus Wien, Klangforum Wien, Ensemble XX. Jahrhundert, ensemble online, Haller Bachtage, Triton Trombone Quartett, Wiener Kammerchor, u. a.) ebenso wie aus den Aufführungen (Argentinien, Südkorea, Deutschland, Färöer, Frankreich, Litauen, Polen, Türkei, Ungarn und Österreich) schließen und hoffen, dass in unserer von Spezialistentum dominierten Szene, von einem überzeugten Universalisten wichtige künstlerische Impulse ausgehen, die möglicherweise einen Beitrag dazu leisten, der ästhetischen Zersplitterung des späten 20. Jahrhunderts ein Gegengewicht anzubieten. Diese künstlerische Vielseitigkeit kommt seinen Studenten an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien zugute, hat aber auch Einfluss auf Vorstandssitzungen in Komponistenkollegien, wo Johannes Kretz mit Klugheit, Besonnenheit und frischen Gedanken ein unverzichtbarer Ratgeber geworden ist.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2007