Josef Freihammer

Erwachsenenbildung

Schulmann, Kulturpolitiker und Heimatforscher

Es ist ein erfülltes Leben, auf das Josef Freihammer, der am 18. April seinen So. Geburtstag feierte, zurückblicken kann. Äußere Ehrungen wie die Verleihung des Titels Professor, die Zuerkennung der Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt Amstetten sowie verschiedene hohe und höchste Auszeichnungen durch Land und Bund sind Ausdruck der Wertschätzung für sein unermüdliches und erfolgreiches Wirken. Mit dem Franz Stangler-Gedächtnispreis für Erwachsenenbildung soll eine Tätigkeit hervorgehoben werden, die JosefFreihammer ein besonderes Anliegen war. Als Sohn einer Eisenbahnerfamilie in Amstetten geboren, wuchs JosefFreihammer in bescheidenen, doch geordneten Verhältnissen auf. Der Vater war durch die Anstellung bei der Eisenbahn vor der Arbeitslosigkeit geschützt. Im Zusammenhang mit den Ereignissen des 12. Februars 1934 wurde er vorübergehend in Haft genommen. Das waren wohl prägende Erinnerungen, die sicher auf den Lebensweg Josef Freihammers nicht ohne Einfluss blieben. Unmittelbar betroffen aber war er im Zusammenhang mit seiner Berufsausbildung. Er wollte Lehrer werden. Doch im Jahre 1935 wurden in der LBA St. Pölten keine Bewerber aufgenommen. Es gab einen großen Lehrerüberschuss. So kam er in die Lehrerbildungsanstalt der Schulbrüder nach Strebersdorf. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurden 1938 alle Privatschulen geschlossen. Es wurde ihm dann doch die Weiterführung und derAbschluss des Studiums in St. Pölten ermöglicht. Nach der Rückkehr aus dem Krieg war er seit September 1945 zuerst als Volksschul- und von 1947 bis zu seiner Pensionierung als Hauptschullehrer und Direktor in Amstetten tätig. Seine Leistungen als Schulmann wurden u.a. mit der Verleihung des Titels Oberschulrat gewürdigt. Im Jahre 1948 heiratete er Ilse Sturm, die Tochter seines von ihm hochverehrten Lehrers. Der Ehe entsprossen zwei Töchter. Schon von Kindheit an interessierte er sich für die Politik. Mit der Wahl in den Gemeinderat im Jahre 1955 begann seine Karriere als Kommunal-
politiker. Als Stadtrat für Kultur fand er ein seinen Neigungen entsprechendes reiches Betätigungsfeld. Den Höhepunkt seiner kommunalpolitischen Arbeit bildete sein zehnjähriges Wirken als Bürgermeister von Amstetten (1978-1988). Neben all den Leistungen auf kommunaler Ebene, die eine aufstrebende Gemeinde erfordert, stand auch immer wieder die Förderung der kulturellen Einrichtungen im Vordergrund. Beispielhaft sei angeführt: Die Rettung und Revitalisierung des Schlosses Ulmerfeld war eine kulturelle Tat von besonderem Stellenwert. Die Bücherei und die Musikschule wurden ausgebaut. Mit dem Bau der Johann-Pölz-Halle wurde ein attraktives Kulturzentrum geschaffen, das vor allem als effiziente Aufführungsstätte des Theatersommers weit über die Grenzen der Stadt Bedeutung erlangte. Die besondere Liebe Prof. Freihammers galt der Heimatforschung. Schon seit 1945 war er publizistisch tätig und verfasste zahlreiche Aufsätze und Veröffentlichungen heimatkundlichen und lokalhistorischen Charakters im ,,Amstettner Anzeiger“, in den Nachrichten der Stadtgemeinde sowie in den Heimatkundlichen Beilagen des Amtsblattes der Bezirkshauptmannschaft. Auf seine Anregung hin wurden die Kulturpreise der Stadt eingeführt und die heimatkundliche Schriftenreihe „Amstettner Beiträge“ gegründet. Als im Jahre 1962 der Arbeitskreis für Geschichte des Bezirkes Amstetten geschaffen wurde, war er einer der Mitbegründer und Mitarbeiter dieser Vereinigung, die mit der Buchreihe „Die Wiege Österreichs Der Amstettner Raum“ mehrere wertvolle Arbeiten herausgab.
Die Popularisierung der Heimatkunde war ihm ein besonderes Anliegen. Er veröffentlichte anfangs eine Reihe von Artikeln und hielt zahlreiche Vorträge dazu. Später fasste er sie dann in den zwei Broschüren „Heimat Amstetten“ zusammen. In einer weiteren Folge dieser Reihe wurden Arbeiten publiziert, die er im Laufe der Jahre schrieb, zum Beispiel über die Geschichte der Bürgerschule, der Stadtbücherei, der Bezirkshauptmannschaft u.a. Auch die Geschichte der Ersten Republik behandelte er am Beispiel Amstetten. Das Schicksal der Amstettner Juden war ebenfalls Gegenstand seiner Forschungsarbeit. Freihammers Freund, der inzwischen verstorbene Univ.Prof. Dr. Karl Gutkas, schrieb 1996 in den NÖ Kulturberichten folgendes: „Es wird wenige Heimatforscher geben, die ein derart gediegenes, aufumfangreiche Quellenstudien gestütztes, wissenschaftliches Lebenswerk vorlegen können. Damit bewies er, dass ein Heimatforscher, der wie früher viele andere aus dem Lehrstand kommt, wertvolle Arbeit imBereich derLandesgeschichte leistenkann.“ Ein Schwerpunkt der kulturellen Tätigkeit Josef Freihammers lag auf dem Gebiet der Erwachsenenbildung. Die im Jahre 1955 gegründete Volkshochschule der Stadt entwickelte sich zu einer der größten und bestgeführten in Niederösterreich. Es sei hier nur die Kurstätigkeit erwähnt, die sich von 33 Kursen mit 915 Teilnehmern (1957/58) auf 247 Kurse mit 7522 Teilnehmern (1975/76) steigerte. Großen Zuspruch hatten die Sprachkurse. Hier war vor allem Italienisch sehr gefragt. Er wurde dafür von der Republik Italien mit dem Titel ,,Cavaliere“ ausgezeichnet.
Es ist verständlich, dass Josef Freihammers Erfahrungen und Kenntnisse auch auf anderer Ebene geschätzt wurden. Zwar lehnte er eine höhere Laufbahn im Bereich der Politik aus privaten bzw. familiären Gründen ab, doch stellte er sich auf Landes-
ebene mit seinem Wissen zurVerfügung. So gehörte er seit 1989 dem N Kultursenat an. Besondere Verdienste erwarb er sich aber als einer der Mitbegründer des Verbandes NÖ Volkshochschulen, dessen Vorstandsmitglied er bis 1972 war. Durch seine seriöse Sachkundigkeit, sein ausgleichendes Wesen und die Gesprächsfähigkeit nach allen Seiten trug er viel zum Zustandekommen dieser Organisation bei, die die Erwachsenenbildung in Niederösterreich maßgeblich repräsentiert. Seine Kompetenz, gestützt auf die praktischen Erfolge in Amstetten, verschaffte ihm Respekt und
machten ihn . zu einem geschätzten Ratgeber im NÖ Landesvorstand. Prof. Freihammer ist wohl einer der erfahrensten und aktivsten Kulturpolitiker, Heimatforscher und Erwachsenenbildner Niederösterreichs.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2001