Josef Leeb

Volkskultur und Kulturinitiativen

Pionier der Blasmusik in Niederösterreich

Die Geschichte des Josef Leeb ist beeindruckend – auch dann, wenn man die Blasmusik, sein Lebenswerk, nicht einmal erwähnt: Schwer verwundet aus dem 2. Weltkrieg heimgekehrt, musste er fortan mit einer Beinprothese und ständigen Schmerzen leben; schon die Erfordernisse des täglichen Lebens waren beschwerlich. Doch Josef Leeb gab niche auf, er meisterte sein Leben und schaffte noch einiges mehr: Er gründete den Niederösterreichischen Blasmusikverband und leitete als Landesobmann vier Jahrzehnte lang diese Organisation, die unter seiner Führung auf über 460 Mitgliedsvereine mit nahezu 20.000 Musikerinnen und Musikern anwuchs und in der fast alle Kapellen unseres Bundeslandes vereint sind. PER MOTORROLLER ZUM NACHWUCHS Bereits in den Dreißiger Jahren hatte Josef Leeb Kontakte zur Blasmusik: Als Vierzehnjähriger wirkte der 1921 Geborene in der Kapelle seines Heimatortes Erla im Bezirk Amstetten mit. Nach dem Krieg und seiner Verwundung harre man ihm 1946 die Stelle eines Gemeindesekretärs in St. Pantaleon im Bezirk Amstetten angeboten, dort wurde er Kapellmeister der örtlichen Blasmusik. Auf Initiative von Josef Leeb konnte mit Mitteln des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst 1952 ein erster Kapellmeisrerkurs durchgeführt werden. Am Abschlussabend dieses Kurses wurde der Beschluss zur Gründung eines NÖ Blasmusikverbandes (NÖBV) gefasst; aus der Wahl des Proponentenkomitees ging Josef Leeb als Obmann hervor. Er sollte vier Jahrzehnte lang als Landesobmann die Geschicke der Blasmusik in diesem Bundesland bestimmen. 1953 gab es den ersten verbandseigenen Kapellmeisterkurs in Ybbs an der Donau, bei dem Leeb auch als Lehrer fungierte. Wie groß dasEngagement von Josef Leeb war, lässt sich an einem Detail ermessen: Landesobmann
Leeb und der erste Landeskapellmeister Prof. König fuhren bis 1954 60.000 km mit dem Motorroller, um für den Beitritt zum noch jungen Blasmusikverband zu werben. Der Erfolg blieb nicht aus: Ende 1954 hatte der NÖBV schon 131Mitgliedskapellen. Handlungsschwerpunkt Niederösterreich Der Platz reicht hier nicht aus, um einen Großteil der vielfältigen Initiativen von Josef Leeb aufzuführen. Die Kurse und Schulungen, die Schaffung der Wertungsspiele statt dem bisherigen ungerechten „Preisspiel“, die Einführung der Normalstimmung statt der früher verwendeten hohen Stimmung, die Einkleidung der Kapellen in heimatliche Tracheen, den Bau von Musikerheimen. Wenngleich der „Handlungsschwerpunkt“ von Josef Leeb im heimatlichen Niederösterreich lag, galt sein Interesse auch der Förderung der Blasmusik im gesamten Bundesgebiet. 1957 wurde Leeb Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft österreichischer Blasmusiklandesverbände, die unter seiner Führung zu einem Verein „Österreichischer Blasmusikverband“ zusammengeschlossen werden konnten. 1967 wurde Leeb auch Jugendreferent der CISPM, des internationalen Dachverbandes der Volksmusikverbände. GOLD, SILBER, BRONZE Der vielleicht bedeurendsre Schritt wurde aber Ende der 50er Jahre gesetzt.
Josef Leeb erkannte frühzeitig die Wichtigkeit der Nachwuchsförderung (1958 war die Jugend in den Kapellen mit nur etwas mehr als zwei Prozent vertreten). Es begann in seiner Heimatgemeinde mir der Ausbildung auf der Blockflöte als Vorschulung für das spätere Blasmusikinstrument. Neben der eigentlichen Schulung harre Leeb auch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, denn Eltern und Pädagogen standen der Blasmusik vorerst skeptisch gegenüber. Gemeinsam mit Anton Kornherr, erster Landesjugendreferent des Verbandes, schuf Josef Leeb ein Ausbildungssystem für Blasmusiker, das sich seither tausendfach bewährt hat: Die jungen Musikerlnnen nutzen eine Woche ihrer Sommerferien für die intensive Fortbildung auf dem Instrument. Noch lange bevor man woanders über dieses Problem nachdachte, gab es in Niederösterreich im Jahr 1960 das bundesweit erste Jungbläserseminar in Mistelbach. Mirrlerweile besuchen mehr als 2000 Jugendliche jährlich diese Seminare auf Bezirks- und Landesebene. Positiv auf das Leistungsniveau der Jugend wirkte sich auch die Einführung eines Jungmusiker-Leistungsabzeichens durch Leeb und Kornherr in den Sechziger Jahren aus; heute legen jedes Jahr rund 1500 junge Musikerinnen und Musiker diese Prüfung in den Leistungsstufen Bronze, Silber und Gold ab. Dazu kamen ab 1973 auch die Bläserkammermusikwettbewerbe. In diesem Jahr wurde Josef Leeb zum Professor ernannt. LEISTUNG UND VIELFALT AUF HOHEM NIVEAU Zu den wichtigsten Vorhaben von Josef Leeb in den Achtziger Jahren zählte die Schaffung eines geeigneten Schulungszentrums. Auf Initiative des NÖBV wurde das Schloss Zeillern bei Amstetten renoviert, das seit 1988 als Heimstätte für Jungmusiker, Landesseminare, für Kapellmeisterkurse und sonstige Fortbildungsveranstaltungen des Verbandes dient. Seit kurzem ist Schloss Zeillern sogar Bundesblasmusikzentrum. 1992 wurde Prof. Leeb zum Ehrenpräsidenten des NÖBV ernannt. Zahlreiche hohe und höchste Auszeichnungen des Niederösterreichischen und Österreichischen Blasmusikverbandes sowie des Internationalen Volksmusikverbandes, des Landes Niederösterreich und des Bundes sind eine bemerkenswerte Anerkennung für das überaus erfolgreiche Wirken von Prof. Leeb. Die höchste Auszeichnung für Josef Leeb ist sicherlich das Leistungsniveau und die Vielfalt der Niederösterreichischen Blasmusik – die ohne Prof. Josef Leeb nicht zu dem geworden wäre, was sie heute ist.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2002