Josef Schagerl

Bildende Kunst

Seit vielen Jahren zählt der akademische Bildhauer Professor Josef Schagerl, geb. 1923 in Peutenburg bei Scheibbs, zu den hervorragendsten Metallplastikern Osterreichs. Als Sohn eines Bildhauers, der fast ausschließlich für kirchliche Auftraggeber arbeitete, erlernte der Künstler vorerst das Tischlerhandwerk und konnte sich erst nach dem Krieg dem Studium der Bildhauerei, u. a. bei Josef Müllner, an der Wiener Akademie der bildenden Künste zuwenden. 1951 erwarb er sein Diplom und arbeitete in den folgenden Jahren auch als Bildhauer an der Restaurierung kriegszerstörter Baudenkmäler.
Eine konsequente künstlerische Entwicklung ließ den Künstler, der von der idealistischen Wiedergabe der menschlichen Figur in Holz und Stein ausging, über eine Phase, die kubisch-blockhafte Formen bevorzugte, zur freien Gestaltung technoider Gebilde und rhythmisch bewegter Strukturen gelangen. In den letzten Jahren verwendet der Künstler fast ausschließlich Chrom-Nickel-Stahl und Messing, wobei er röhrenartige Profile und ähnliche technische Halbfertigprodukte als Ausgangsmaterial für seine Arbeiten heranzieht. Mit hohem handwerklichem Können gestaltet er kristalline, aus zellenförmigen Elementen zusammengesetzte Gebilde, deren abstrakte Formationen nicht allein von hohem ästhetischem Empfinden bestimmt sind, sondern vor allem auch die zutiefst in der Persönlichkeit des Künstlers wurzelnden Erfahrungen und Spannungszustände widerspiegeln. Josef Schagerl versteht es, seinen Plastiken tiefe symbolische Bedeutung zu verleihen, wobei sich bedrohende Elemente, aber auch ungebrochene Willenskraft und Vitalität zu einer überzeugenden Synthese vereinen; eine zutiefst religiöse Komponente ließ den Künstler überzeugende Werke der sakralen Kunst gestalten.
Professor Josef Schagerl hat mit seinen im In- und Ausland anerkannten Werken einen wesentlichen Beitrag zu einer von humaner Überzeugung erfüllten modernen Kunst geschaffen. Sein Werk soll mit der Verleihung des Kulturpreises für bildende Kunst 1979 gewürdigt werden.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 1979