Poetisches Wechselspiel zwischen Wissenschaft und Kunst
Im Mittelpunkt von Judith Fegerls künstlerischen Arbeiten steht die symbiotische Verbindung von Mensch und Maschine, von Körper und Technik. Sie simuliert Laborsituationen, zerlegt und untersucht. Sie ergänzt prothetisch organisch gewachsenes Material durch anorganisches und setzt so ein poetisches Wechselspiel zwi schen Wissenschaft und Kunst. Der menschliche Körper dient als Rohstoffquelle und als Resonanzkörper, der sinnlichen Erfahrungen ausgesetzt wird. Elektrischer Strom – sowohl als metaphysische Energiequelle als auch als Metapher der Industrialisierung und als Voraussetzung für den Lebensstil unserer modernen Gesellschaft – wird plakativ verwendet, um den Objekten Leben einzuhauchen und Energie sichtbar zu machen. Mit großem technischem Verständnis bedient sie sich unterschiedlichster Technologien, um ihre hybrid organisierten Objekte zu entwickeln. Deren ästhetisches Erscheinungsbild wird zu einer wichtigen Komponente der künstlerischen, politischen und philosophischen Aussagen. Thematisch bewegt sich Judith Fegerl in einem breiten Spektrum gesellschaftspolitischer Themen. Sie greift den aktuellen Diskurs der reproduzierenden Technologien auf, nimmt aber auch sehr entschieden Stellung zur Geschlechterpositionierung, wie etwa in der Arbeit «Galatean Heritage». Judith Fegerl zeigt Energieflüsse auf, konstruiert Andockstellen, gliedert Körperfunktionen aus und ersetzt sie durch para sitäre Daten leitungen. Wie eine Dialyse maschine wechselt sie vom Organischen zum Anor ganischen, tauscht aus und er gänzt. «In einer Zeit», sagt Judith Fegerl, «in der digitale Manipulation von Bild- und Filmmaterial kein großer Aufwand mehr ist, stelle ich die Frage nach dem skulpturalen Potenzial des realen menschlichen Körpers. Mittels neuer Technologien wie Computertomografie, Ultraschall und Thermografie erstelle ich authentische Abbildungen, Beweise, Dokumente eines tatsächlich vorhandenen Motivs.»