Einfach mal das Gepresste falten
Was ist das? Stoff? Plastik? Verpackungsmaterial? Dick, glänzend oder matt, gebogen, gefaltet, in zarten Rosa-, Gelb- und Blautönen. Was wie ein geheimnisvolles, in undefinierbares Material eingeschlagenes Objekt wirkt, ist – Kunst.
Julia Haugeneder hat in den letzten Jahren mit diesen Objekten eine eindeutig zu erkennende künstlerische Handschrift entwickelt. Aus der Grafik bzw. vom Linolschnitt kommend, sagt sie: „Meine druckgrafischen Serien hatten immer das Manko, dass sie wie lose Zettel waren, für die ich keinen gemeinsamen Träger fand, der mich zufriedengestellt hätte. Beim Versuch, die Serien mittels Buchbinderleim zusammenzubinden und ihnen auch gleichzeitig mit Gips einen Körper zu geben, habe ich bald gemerkt, dass mich dieses seltsame Materialgemisch hundertmal mehr interessiert als meine Drucke.“
An der Akademie der bildenden Künste Wien und am Central Saint Martins College of Art and Design in London hat Julia Haugeneder Grafik und druckgrafische Techniken studiert und mit umfangreichen geisteswissenschaftlichen Studien ergänzt. Diesen theoretischen Hintergrund verknüpft sie in ihrer künstlerischen Praxis mit einer großen Lust am Experiment: Sie mischt, dehnt, schneidet, presst und faltet. Die Flexibilität des Materials ermöglicht der Künstlerin eine direkte Auseinandersetzung mit dem (Ausstellungs-)Raum, was Julia Haugeneder in den letzten Jahren bei Einzelausstellungen in der MUSA Startgalerie, in der Galerie Thoman in Innsbruck und Wien oder bei Sophia Vonier in Salzburg eindrucksvoll bewiesen hat.
Auch im öffentlichen Raum sowie in wechselnden kollaborativen Konstellationen ist Julia Haugeneder aktiv – und beschreitet mit ihren konzeptuellen, aber stets sinnlich erfahrbaren Arbeiten einen ganz eigenständigen künstlerischen Weg, auf den das Publikum gewiss auch in den nächsten Jahren gespannt sein darf.
Lisa Ortner-Kreil