Vom unermüdlichen Einsatz einer Familie
Auf der Fahrt von Wien/Stockerau nach Horn passiert man kurz nach Groß-Weikersdorf dass an der B4 gelegene Schloss Wetzdorf.
Die um drei Höfe situierte Anlage wurde Anfang des 17. Jhdts. erbaut, 1728 verändert und um 1833 vom damaligen Eigentümer, dem Armeelieferanten Joseph Pargfrieder, dem Begründer des Gedächtnis- und Ehrenparks „Heldenberg“ klassizistisch umgebaut und adaptiert. Zugehörig sind noch Wirtschaftsgebäude im typischen Putzdekor sowie das im stralenseitigen Garten südöstlich des Schlosses markante, mächtige Löwentor, eine typische Anlage mit Pilastern und dorischen Säulen, von einem Löwen aus Metallguss bekrönt, wie auch die Garteneingänge von Wölfen und Löwen als Wachtiere flankiert waren.
Das Schloss und der zugehörige Gutsbetrieb befindet sich seit 18S2imBesitzder Familie Fichtl. Frau Jutta Fichtl wurde in Altenburg in Thüringen, dem nachmaligen Ostdeutschland, geboren. Die Kindheit verbrachte sie auf dem elterlichen Anwesen. Während des 2. Weltkriegs lernte sie ihren Gatten kennen und kam so nach Niederösterreich.
Das Schloss hat durch die Kriegsereignisse und die anschließenden Kriegswirren und Plimnderungen, sowie durch die Tatsache, dass es in der damaligen russischen Besatzungszone lag, sehr gelitten. Dass von Inventar und Ausstattung wichtige Stücke gerettet und gesichert werden konnten, ist dem seinerzeitigen unerschrockenen Auftreten der Schwiegermutter Frau Fichtls zu danken, wen auch die Beweggründe damals andere waren, nämlich ein Dach, Möbel und Geschirr zu haben.
Die folgenden 1 Jahre nach dem Krieg waren die wohl schwierigsten. Der landwirtschaftliche Betrieb war für die Größe des Objektes zu klein, aulerden massiven Kriegsschäden war auch der normale Erhaltungszustand der Schloss Gebände, durch Alter und Zeitablaufbedingt. entsprechend schlecht und sanierungsbedürftig, sodass man praktisch dem täglich zunehmenden Verfall zusehen konnte. Innerhalb der Familie, die insgesamt sechs Kinder hatte, klarzulegen, dass statt eines Stückes Brot ein Stick Verputz am Mauerwerk wichtiger war, ist als wohl schwierigste Arbeit zu bezeichnen. Es ist auch nicht verwunderlich, wen damals nicht nur einmal der Gedanke auftauchte, sich dieser Last, die das Hans unzweifelhaft darstellte, zu entledigen.
In diesen Situationen wie ach in den Jahren der Instandsetzung und Sanierung bewährte und zeigte sich der familiäre Zusammenhalt. Vier der Kinder wohnten und arbeiteten tatkräftig im Schloss mit. Nach dem Tod Herrn Fichtls 197I wurden nochmals alle Kräfte mobilisiert, um den Besitz zu erhalten und instand zu setzen.
Die Ausstellung über Radetzky, Wimpffen und Pargfrieder sowie die Gesamtanlage Schloss und Heldenberg setzte ein erstes Zeichen, konnten doch dafür die Räume im ersten Hof saniert werden.
In den Folgejahren bis heute gelang es, dem Dilemma der Situation, daß nämlich außer den normalen“, altersbedingten Maßnahmen am Objekt auch die Beseitigung der massiven Kriegsschäden zu bewältigen ist, etwas zu entkommen bzw. dieses zu mildern. Dank des Zusammenhaltes der Familie, des unermüdlichen Einsatzes, der Resolutheit und den Bemühungen von Frau Jutta Fichtl wurden die Sanierungsarbeiten mit Hilfe von Land und Bund weiter- und fortgeführt.
Dem Betrachter bietet sich heute ein stimmungsvoller Blick auf eine restaurierte Gartenfassade. Nur die wenigsten wissen oder ahmen, mit wieviel Mühen, Sorgen, Zweifel und familiärem Verzicht dies zu erreichen war. Es ist die Restaurierung des Schlosses Wetzdorf aber auch ein Zeichen und Beispiel, dass durch Wille, Bemühen und Zusammenhalt ein derartiges Vorhaben letztlich doch machbar ist.
Für diesen unermüdlichen Einsatz ist Frau Fichtl und ihrer Familie sehr zu danken.