Oper für Menschen von Menschen mit Menschen
Der Regisseur Karel Drgac wurde 1954 in der ehemaligen Tschechoslowakischen Republik geboren: In einer Zeit, in der „Europa“ eine rein geographische Kategorie war und die Menschen im Westen mit denen im Osten im besten Fall eine gemeinsame Geschichte verband…. und trotzdem gab es sie: Gemeinsame mitteleuropäische Wurzeln und eine gemeinsame mitteleuropäische Tradition. Karel Drgac, der viele Verwandte in Österreich hat, war sich dessen immer sehr bewusst. 1979, nach seinem Studienabschluss in Kunsterziehung an der Universität von Ostrava, übersiedelt er nach Wien. Er studiert Opernregie an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst und absolviert das IKM (Institut für Kulturmanagement) bei Prof. Häussermann und Prof. Prawy. 1984 wird er österreichischer Staatsbürger. Als Regieassistent von Jean-Pierre Ponnelle sammelt er in Chicago, an der Metropolitan Opera New York, bei den Salzburger Festspielen, in der Wiener Staatsoper und am Opern-Haus Zürich reiche Erfahrung.
Es folgen drei Jahre als Regieassistent und Abendspielleiter am Opernhaus Graz und die Zeit (1987 – 1988) als freier Regisseur und Abendspielleiter am Stadttheater St. Pölten. Nach einem hochkomplexenAuswahlverfahren wird Karel Drgac an das Sweelinck-Konservatorium in Amsterdam bestellt, wo er zwischen 1988 und 1990 als Dozent für Opernregie wirkt. Nach der Wende leitet er in der Zeit von 1990-1995 die Staatsoper Prag, für die er wertvolle Aufbauarbeit leistet und die unter seiner Direktion eine neue Ära erlebt. Drgac widmet sich vorwiegend dem deutschen Opernschaffen und zeigt die Werke in Originalsprache mit Untertiteln.
Neben seiner Tätigkeit als Intendant und Künstlerischer Leiter führen ihn zahlreiche Regiearbeiten nach Deutschland (u.a. an das Nationaltheater Mannheim), Spanien, Montecarlo, in die Schweiz und die USA (Washington D.C.). Stets gilt ein spezielles Augenmerk seines künstlerischen Schaffens als Regisseur den wichtigen Werken des 20. Jahrhunderts (v.a. Zemlinskys ,,Eine florentinische Tragödie“ und ,,Der Geburtstag der Infantin“, Krasas ,,Verlobung im Traum“ und Einems ,,Prozeß“).
Seit 1990 ist Karel Drgac mit der künstlerischen Leitung des Opern-Air Gars betraut. Innerhalb kurzer Zeit führte er die Festspiele, die aufseine Idee zurückgehen, zum Erfolg: Aus ursprünglich 400 Sitzplätzen wurde eine Tribüne mit 14oo Plätzen. International bekannte Sänger machten in Gars Station und trugen dazu bei, das hohe künstlerische Niveau der Aufführungen zu garantieren. Ein örtliches und überregionales Stammpublikum konnte aufgebaut und wichtige touristische Impulse gegeben werden. OPERN AIR GARS entwickelte sich unter seinem Intendanten und Regisseur Karel Drgac zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor in Niederösterreich.
Doch neben diesem in Zahlen nachweisbaren Erfolg ist Drgac in Gars vor allem eines gelungen: Durch die gemeinsame Arbeit am künstlerischen Produkt „Oper“ etwa 250 Niederösterreicher verstärken alljährlich den (Prager) Chor und die Komparserie wurde ein gelungener Versuch unternommen, Schwellenängste, Vorurteile und gegenseitiges Misstrauen nach der Wende abzubauen. Ein echter Beitrag zur Völkerverständigung, der wieder Nähe zwischen den Menschen schaffte und den Weg zurück zur ,,Normalität“ in den nachbarschaftlichen Beziehungen ebnete.
Kultur als sicheres und tragbares Fundament, auf dem sich das ,,Haus Europa“ gründen kann: Auch dafür der Kulturpreis des Landes Niederösterreich für Karel Drgac. ,,Schreiben Sie, dass ich ein freundlicher und liebenswerter Mensch bin!“ Klarer kann eine Direktive wohl kaum sein. Und weiter entfernt von allen relevanten Kriterien für die Zuerkennung eines Kulturpreises des Landes Niederösterreich in der Sparte ,,Darstellende Kunst“/ Regie. Doch davon später mehr …