Karl Dillinger

Erwachsenenbildung

Erziehung zur Eigenverantwortlichkeit

Der Sohn eines Lehrers wurde am 23.3.1924 in Haunoldstein geboren. In St. Pölten besuchte er das Gymnasium bis zur 7. Klasse, dann ereilte ihn 1942 das damals übliche Schicksal: Reichsarbeitsdienst und Militär. Von diesem kam er nach Kriegsgefangenschaft in Friesland 1946 zurück und studierte Germanistik und Geschichte an der Universität Wien. Ab 1952 war Dr. Dillinger Professor am Gymnasium St. Pölten, bei allen Schülern/innen wegen seines Wissens, seiner Methodik und der Bildungsrelevanz der vermittelten Inhalte, wegen seines Humors und seiner humanitären Grundeinstellung äußerst beliebt. Es herrschte deswegen unter ihnen große Betrübnis, als Dr. Dillinger 1976 das Gymnasium verließ, schweren Herzens, wie er immer betonte. Er war ja ein voll engagierter, begeisterter und begeisternder Pädagoge.
Dr. Dillinger wurde 1976 zum Leiter der Förderungsstelle für Erwachsenenbildung des Bundes für Np berufen. Er engagierte sich für die Gründung der NOKES (Niederösterreichische Konferenz der Erwachsenenbildung), bemühte sich um die gute Zusammenarbeit mit den Verbänden der EB in NO und um deren stete Förderung. Seine profunde Kenntnis der Erwachsenenbildung, seine pädagogische Begabung, seine Kontaktfähigkeit prädestinierten ihn für ,,höhere Aufgaben“. So wurde er 1977 als Ministerialrat mit der Leitung der Abteilung Erwachsenenbildung des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst betraut.
Seiner Initiative verdankt die österreichische Erwachsenenbildung u. a. die ,,Entwicklungsplanung der österreichischen EB“. Ständig bemühte sich Dr. Dillinger auch um die Qualifizierung der EB, um die Zusammenarbeit seiner Abteilung mit den gesamtösterreichischen Verbänden der EB, vor allem in der KEBÖ, um den Ausbau der Förderungsstellen des Bundes in den Ländern und um die bessere Dotierung der EB seitens des Bundes.
Schon während der Kriegsjahre war Dillinger – von seinen Freunden Jonny genannt – in der illegalen Gruppe kirchlicher Jugend am Dom zu St. Pölten aktiv. Diese Gruppe wurde vom damaligen Domkurator Dr. Franz König seelsorglich assistiert.
Nach der Heimkehr aus der Gefangenschaft stellte sich ,,Jonny“ Dillinger während seines Studiums der rasch aufblühenden kirchlichen Jugendarbeit zur Verfügung, sowohl in der Diözese wie auch am Hochschulort Wien, wo er als Mitglied der Katholischen Hochschuljugend mit einigen Freunden die St. Pöltner Gruppe der Katholischen Hochschulgemeinde gründete und leitete. Das Bildungsprogramm dieser großen Gruppe bestritt längere Zeit der damalige Rel.-Prof. in Krems, Dr. König. Dadurch konnte vielen Studenten und Studentinnen in dieser schwierigen Nachkriegszeit wieder Richtung und Ziel für ihr Leben gewiesen werden.
Von 1948 bis 1954 war Dillinger Diözesanführer der Katholischen Jugend der Diözese St. Pölten. Seinem Engagement und seiner Überzeugungskraft gelang es, die Katholische Jugend inhaltlich und organisatorisch zu einer eindrucksvollen und lebenswirksamen Organisation aufzubauen. Daneben war Dr. Dillinger auch einige Jahre Zentralführer der Katholischen Mittelschuljugend Osterreichs.
1954 wurde Dr. Dillinger vom damaligen Bischof-Koadjutor Dr. Franz König mit dem Aufbau des Katholischen Bildungswerkes in der Diözese betraut. Bereits vorhandene – wenige – Initiativen in einzelnen Pfarren konnten verstärkt und in über hundert Pfarren ein katholisches Bildungswerk aufgebaut werden. Dr. Dillingers Sorge galt aber nicht nur dem organisatorischen Aufbau, sondern ebenso der Qualität der Bildungswerke, der Weiterbildung der Bildungswerkleiter, der Gewinnung erstklassiger Referenten und der Anwendung adäquater Methoden in den Veranstaltungen.
Eine besondere Aufgabe sah Dr. Dillinger im Katholischen Bildungswerk in der Stadt St. Pölten, das beispielgebend für die ganze Diözese war und sein sollte, sowohl bezüglich der Qualität der Referenten, wie auch in der Zeitnähe und Bildungsrelevanz der Inhalte. Er vermochte Kirche und Welt einander näherzubringen und die große Zahl von Besuchern dieser Veranstaltungen, die aus nah und fern kamen, den Erfordernissen in Kirche und Welt aufzuschließen. Dr. Dillinger sah ja eine der wichtigsten Aufgaben der katholischen Erwachsenenbildung in der Befähigung der Menschen, ihr Leben aus einem gebildeten Gewissen eigenverantwortlich zu gestalten und als „mündige Christen“ zu leben. Besondere Sorge Oillingers war es, die Grundsätze des Konzils durch die Katholische Erwachsenenbildung den Menschen aufzuzeigen und dadurch lebensgestaltend werden zu lassen. Die Wirksamkeit des katholischen Bildungswerkes in der Stadt St. Pölten reichte aber weit über den innerkatholischen Bereich hinaus und führte zu vielen Kontakten und Gesprächen mit Vertretern verschiedener Weltanschauungen und Gruppierungen.
Dr. Dillinger war 1963 Mitbegründer der Bundesarbeitsgemeinschaft für Katholische Erwachsenenbildung (BAKES) und der Europäischen Föderation für Katholische Erwachsenenbildung (FEECA). Auf seine Initiative wurde 1973 auch die Diözesane Arbeitsgemeinschaft für Katholische Erwachsenenbildung (DAKES) gegründet, die er bis 1978 als Vorsitzender leitete. Eine Reihe wichtiger Symposien zu bedeutenden Zeitfragen wurden in dieser Zeit veranstaltet.
Dr. Dillinger hat die Katholische Erwachsenenbildung in der Diözese St. Pölten aufgebaut und zu einer bedeutsamen Kraft in Kirche und Gesellschaft gestaltet. Seinen vielen Anregungen und Initiativen verdankt nicht nur die Katholische Erwachsenenbildung Österreichs und Europas, sondern die gesamte Erwachsenenbildung viele zukunftsentscheidende Impulse.
Seit 1987 ist Dr. Dillinger Präsident der Katholischen Aktion der Diözese St. Pölten. Die Anpassung von Inhalten, Spiritualität und Struktur der KA an die neuen Aufgaben, die im Konzil und in den Synoden seither den Laien in Kirche und Welt aufgetragen wurden, sind dabei seine besonderen Vorhaben.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 1989