Immer wenn der Kuckuck schrie
Für jeden, der die hinter diesen Worten stehende fürchterliche Realität miterlebt hat, erübrigt sich eine nähere Erklärung dieses Buchtitels. Sobald die Sirenen, der «Kuckuck», aufheulten, hieß es für die Bevölkerung so rasch wie möglich Sicherheit in den Luftschutzbunkern zu suchen.
Das Buch «Immer wenn der Kuckuck schrie» erzählt die Schrecken des Lebens im Luftschutzbunker in der Brühlerstraße in Mödling. Die beiden Autoren Karlheinz Pilcz – Maler, Grafiker, Kunstpädagoge, Schriftsteller, Heimatkundler – und Leo Tichat – Bühnenbildner, Maler, Grafiker – erlebten das Leben im Luftschutzbunker in der Brühlerstraße selbst Monate lang hautnah mit. Leo Tichat setzt sich seit 1950 mit ähnlichen Themen filmisch auseinander («Kinder spielen Soldaten»), zuletzt in seinem preisgekrönten Film «Nighttrain to Venice» über Neonazis. Co-Autorin Margareta Divjak-Mirwald – Mittelschulprofessorin für Französisch und Latein, als Gründerin der Mödlinger Literaturwerkstatt bekannt – befasst sich seit Jahrzehnten literarisch mit antiken Themen und Frauenproblemen.
Gemäß der literarisch-künstlerischen Ader der Autoren entstanden keine trockenen Dokumentationen, sondern außergewöhnlich umfassende und ausgewogene «Innenansichten eines Krieges», die durch die Kraft der ausgewählten zeitgenössischen Texte und Berichte von Zeitzeugen aus heutiger Sicht bestechen: Hier kommt ein stellenweise fast unbegreiflicher Humor und das Menschliche, auch das allzu Menschliche unmittelbar zur Geltung. Das Buch ist Ergebnis jahrzehntelanger Sammlung von Materialien aus dem Raum Mödling, jahrelanger Arbeit mit Zeitzeugen, die bereit waren, intimste, oft überraschende Empfindungen im Zusammenhang mit den Leiden des (Luft)Kriegs zu artikulieren, und ebenso langer Suche in Archiven, kurz gesagt: Heimatforschung im modernsten Sinn des Worts, die schon im Zug ihrer Entstehung erwachsenenbildnerisch gewirkt hat.