Bewegung – Manipulation – Irritation
Kerstin Cmelkas bisherige Veröffentlichungen lassen sich grob als filmische Bearbeitungen von Körpern und Räumen charakterisieren. Wesentlich daran ist, dass die (weitgehend stummen) Filme nicht am Schneidetisch, sondern bereits in der Kamera entstehen: Kerstin Cmelka setzt dabei unter anderem Mehrfachbelichtungen und Masken ein, macht also Gebrauch von den ältesten «special effects» des Kinos. Die vorfilmische Wirklichkeit, das Abgebildete wird auf diese Weise einem diskreten Verfremdungsprozess unterzogen. Verschiedene Zeitebenen legen sich über- und nebeneinander, Körper generieren geisterhafte Doppelgänger, stabile räumliche Strukturen geraten kaum merklich in Bewegung. Produktive Irritationsmomente schleichen sich in die Betrachtung ein – auch wenn die Sujets immer wieder dem Alltag der Filmemacherin entnommen sind und auf den ersten Blick ganz unspektakulär wirken, bevor sie ihre eigentümlich beunruhigende Wirkung entfalten. «Hallowe´en» heißt die jüngste Arbeit, und das vertäute Geisterschiff, das diesen Namen trägt, wird nur durch die oben erwähnten Manipulationen zu einem solchen. Kerstin Cmelkas Filme lassen sich somit in eine Tradition filmischer Avantgarde stellen, die sich etwa eingehend mit der Geschichte und den materiellen Grundlagen des Mediums Film oder den Bedingungen der Wahrnehmung auseinander gesetzt hat. Kerstin Cmelka, die an der Frankfurter Städelschule studiert und deren Filme seit 1999 auf rund sechzig internationalen Festivals beziehungsweise bei Filmreihen gezeigt und bereits mehrfach ausgezeichnet wurden, führt diese Auseinandersetzung auf eigenständige Art und Weise fort.