KultURverein GrünbacherHOF URHOF 20

Erwachsenenbildung
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Urvertrauen

«Da stand ich und erkannte den Saal wieder, den ich in einer Vision schon einmal gesehen hatte: die Säulen und die Logen …», so Bea von Schrader. Die Tanzperformerin und Obfrau des KultURvereins GrünbacherHOFURHOF 20 steht auf der Bühne des Vereinssaals, die auch als Wohnzimmer fungiert. «Andererseits», so schildert sie ihre erste Begegnung mit dem Haus, «kamen Fragen auf: Wieso ist es so kaputt, und noch dazu an der Hauptstraße ohne Weitblick?»
Das Urvertrauen siegte.
Der Betrag für den Kauf des Hauses wurdeaufgebracht, Schutt geschaufelt und ein Eichenparkettboden freigelegt, entrümpelt, Elektrik erneuert – das Dach ist das nächste große Projekt. Bea von Schrader ruft charmant auf: «Wieder sind malende, spachtelnde, sägende, putzende, kochende, schleifende, streichende, hackende und schleppende Hände vonnöten. Gemeinsam macht das ziemlich Spaß.» Als die Grünbacher bei den ersten Arbeiten hereinschauten, sind ihnen die Tränen gekommen, denn hier hatten sie getanzt und gefeiert», so die Obfrau des URHOFs.
Neunzig Jahre nach der Eröffnung des Arbeiterheims von Grünbach wird das Haus mit dem Art-decó-Saal wieder bespielt: als Zentrum für Performance-Kunst, Theater, Kino, Festsaal, Labor und Bühne.
Eine Ausstellung über das einstige Arbeiterheim gab die Möglichkeit, die Geschichtedes Hauses gemeinsam mit der Grünbacher Bevölkerung zu erforschen. Gegründet und erbaut wurde das Arbeiterheim von den Bergarbeitern des Schwarzkohlebergwerks. Neben der Gastwirtschaft diente der Saal für Veranstaltungen und als Kinosaal. Es war das politische und kulturelle Zentrum und Sitz der sozialdemokratischen Vereine, wie Sängerbund, Rote Falken oder Bergfreunde. Im März 1938 wurde das Arbeiterheim von der Deutschen Arbeitsfront beschlagnahmt. Nun fanden hier die unter dem NS-Regime populär gewordenen «Bunten Abende» statt.
Nach dem Krieg wurde es restituiert und war weiterhin kulturelles Zentrum. Mit der Schließung der Kohleschächte in den 1960er Jahren ging es dann bergab. 1987 fand der letzte Maskenball statt. Dann stand das Haus zwanzig Jahre leer. Bis Bea von Schrader ihre Vision wiedererkannte.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2014