Lisa Truttmann

Medienkunst
Künstlerisches Video, Kunst im elektronischen Raum und die Grenzen von Fachdisziplinen überschreitende Kunst
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Die Spuren der Dinge

Das Bewahren und Erinnern ist im Jahr 2022 in vielen Bereichen eine Angelegenheit der digitalen Speicherung geworden, wohingegen physische Objekte zunehmend zur Referenz, zum Symbol und zur Geste werden.

Lisa Truttmann ist im visuellen, digitalen Medium Video beheimatet. Dennoch liegen die Referenzpunkte ihrer Arbeit in analogen Strukturen und haptischen Erlebnissen. Sie ist Filmemacherin und Installationskünstlerin und arbeitet mit dokumentarischen sowie essayistischen Formen. Die Künstlerin nähert sich ihren Motiven mit Bedacht und setzt sich in intensiver Recherche mit deren semantischen Ebenen, Kontexten und sozialen Implikationen auseinander.

In der Videoarbeit Memorabilien findet sie einen sehr persönlichen Zugang, um sich mit den Bezugsystemen von Dingen und ihrer Wertschöpfung auseinanderzusetzen. Anlässlich der Erfahrung eines Wohnungsbrandes reflektiert sie in dialogischer Form über Objekte und Werte, Verluste und Vergänglichkeit und über Spuren, die bleiben. Den Betrachtenden bleibt genug Zeit, individuelle Zugänge zu entwickeln und in dem von Truttmann vorgeschlagenen Rezeptionsraum eigene Schwerpunkte zu setzen.

Bei ihrer Arbeit Tracks I–II nutzt sie die Handys der Besucher:innen als Kinoleinwände und bezieht damit das Publikum aktiv ein, um sich mit einer ehemaligen Teilstrecke der Ischlerbahn, deren Landschaft und sozialhistorischer Bedeutung auseinanderzusetzen. Dieses installative Präsentationsformat entstand mit dem Kollektiv The Golden Pixel Cooperative, in dem sie seit vielen Jahren aktiv ist.

Die Vorgehensweise der gebürtigen Niederösterreicherin ist durch solche Kollaborationen, aber auch durch ihr Studium in Kalifornien sowie ihre Auslandsaufenthalte und Reisen geprägt. In ihrer Arbeit verfolgt sie Spuren bis zu ihrem Ursprung zurück und verknüpft die Phänomene mit den Orten, in denen sie begründet liegen.

Als akribische Beobachterin ist ihre Bildsprache unaufgeregt, präzise und poetisch. Sie lässt den Dingen ihren Lauf und kommt trotzdem auf den Punkt.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2022