„Nenn mich Wort-Schatz!“ Der Dichter Manfred Chobot
Manfred Chobot wurde am 3. 5. 1947 in Wien geboren und entpuppte sich als absichtsloser Student von ,,Kulturtechnik und Wasserbau, aber willensstarker Dichter.“
Nach seinem fast vollendeten Studium an der Bodenkultur (es fehlte nur noch die letzte Staatsprüfung) und während halbherziger bürgerlicher Arbeitsversuche bei einer konservativen Baufirma hat er nebenher drei Jahre geschrieben und sich als freier Mitarbeiter beim ORF betätigt. Dann wusste er, ,,es geht“ mit der Schreiberei. Das ist lange her. Heute kann man sich den bärtigen Mittvierziger mit dem wallenden Haarnicht beim U-Bahn-Bau am Karlsplatz denken, und wenige wissen, dass ein Wasserbauingenieur an ihnen vorbeigegangen ist. Man kennt Chobot als Lyriker, Autor von Satiren, Erzählungen, Hörspielen, Features, als Rezensent von Büchern und als Herausgeber. Er ist ein Vielseitiger mit starkem Niederösterreich-Bezug, sind doch seine Eltern seit 20 Jahren in Hernstein ansässig.
Auch einen Ausflug zum Kabarett („Salto morale“, Freie Bühne Wieden, Wien 1980) und zum Fersehen („Schöner Wohnen in Wien“ in einer Autorengruppe, ORF 1972) hat Chobot hinter sich. Er ist Mitglied der „Grazer Autorenversammlung“, der Autorenvereinigung Kogge“ des ,,Internationalen Dialektinstitutes“ und des Literaturkreises PODIUM, wo er schon lange im Vorstand und Redaktionsmitglied der gleichnamigen Literaturzeitschrift ist. Beim PODIUM hat Chobot nach dem Tod Alfred Gessweins das traditionelle ,,Lyrik-Flugblatt“ herausgegeben und betreut seit 1991 die Reihe ,,Lyrik aus Österreich“ des Grasl-Verlages, Baden. Davor sind in dieser Reihe zwei Chobot-Gedichtbändchen erschienen: „Krokodile haben keine Tränen“ (1985) sowie ,,Ich dich und du mich auch“ (1990). Interessant und viel gelobt waren Chobots ,,Sportgedichte“ bei der Herbstpresse.
Wortspiele findet man in Chobots Kurzprosa, die meist gegen die geistige Trägheit unserer Wohlstandsgesellschaft gerichtet ist. Chobot, der scharfe Beobachter, schafft es, dichte literarisch überhöhte Tatsachenberichte zu Papier zu bringen (,,Jemand zugestiegen?“, PODIUM Nr. 77) und schonungslose Worte gegen den Krieg zu finden („Schrecken“ in ,,Angst hat keine Flügel“, edition umbruch).
1992 erschien bei Breitschopfdas Kinderbuch ,,Atlantis – Staat der Kinder“, das Chobots Vaterrolle (das vielversprechende Söhnchen ist acht) sehr entgegenkommt. Chobot ist auch jener, der fundiert und emsig Buchbesprechungen verfasst und ein Autor, bei vielen Verlagen gerne gesehen und publiziert (u.a. Jugend & Volk, Wien, Relief-Verlag, München, Frischfleisch & Löwenmaul, Wien, sowie Weilburg Verlag, Wiener Neustadt).
Wen wundert es, dass es in dieser Literatenlaufbahn schon zahlreiche Auszeichnungen gegeben hat (z.B. Theodor Körner-Preis, Staatsstipendium, Dramatikerstipendium und Preis der Arbeiterkammer). Sein letztes Werk ist eben erst erschienen: „Dorfgeschichten“ in der ,,Bibliothek der Provinz“, Weitra, mit herrlichen Farbfotos von Manfred Horvath.
„Nenn mich Wortschatz! oder die treibende Kraft der Winde“ ist übrigens eine humorige Chobot-Glosse über die Rechtschreibung, gewidmet allen Sprachbewohnern. Der letzte Satz davon lautet: „Als Morgenmuffel weiß ich, woher das Morgengrauen seinen Namen hat.“ das ist genau die Zeit, in der Manfred Chobot müdgeschrieben zu Bett geht.