Manfred Kandler

Sonderpreis
Archäologie
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Limesforschung

Manfred Kandler wurde 1941 in Klagenfurt geboren. Nach seiner Matura begann er das Studium der Klassischen Archäologie und Kunstgeschichte an den Universitäten Graz und Wien, das er 1970 mit seiner Dissertation zum Thema «Die Darstellung der Ruinen des antiken Rom in der Druckgraphik des 16. Jahrhunderts» in Graz abschloss.
Sein beruflicher Werdegang führte Kandler von 1968 bis 1973 zunächst als Assistenten an der Limeskommission an die Österreichische Akademie der Wissenschaften in Wien bevor er von 1973 bis 2006 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Österreichischen Archäologischen Institut in Wien arbeitete, als dessen stellvertretender Leiter er zuletzt fungierte. Weitere wichtige berufliche Stationen waren seine Arbeit als Lehrbeauftragter an den Universitäten Wien und Graz von 1987 bis 2001 sowie die Organisation des 24. Internationalen Limeskongresses in Carnuntum 1986.
Schon während der Studienzeit beteiligte sich Kandler an Ausgrabungen im In- und Ausland u. a. am Magdalensberg, in Salzburg oder Ephesos. Die archäologische Feldforschung bildete auch später den Mittelpunkt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit. 1973 bis 1974 folgten Grabung im Legionslager von Burnum (Kroatien), 1989 im Kastellvicus von Traismauer.
Besondere Verdienste erwarb sich Kandler durch die Untersuchung eines der bedeutendsten Limesorte in Niederösterreich: Seit 1968 widmete er sich der Erforschung Carnuntums mit Grabungen im Legionslager (1968–1977), den Canabä legionis (1977, 1984–1986), den Canabä legionis Kultbezirke (1978–1991) und im Auxiliarkastell (1989–2006). Im Rahmen der Grabungen wurden von ihm auch zahlreiche Forschungsprojekte zur wissenschaftlichen Bearbeitung von Fundmaterialien wie etwa Keramik und Architektur initiiert und geleitet.
Die Limesforschung versucht die Grenzregionen des Römischen Reiches und das Leben der hier siedelnden Menschen möglichst umfassend zu untersuchen. Ausgehend von Auswertungen schriftlicher Quellen, antiker Denkmäler und Ausgrabungsfunden verwendet die Limesforschung, heute eine breite Palette naturwissenschaftlicher und technischer Methoden zur Beantwortung ihrer Fragestellungen. Dieser interdisziplinären Zusammenarbeit, vor allem mit den naturwissenschaftlichen Fächern galt auch Kandlers Interesse. Zu den wichtigsten Ergebnissen dieses Forschungsaspekts zählen die Entdeckung des Forums der Zivilstadt von Carnuntum mithilfe geophysikalischer Prospektion (gemeinsam mit VIAS und ZAMG) sowie die Feststellung eines in die Mitte des 4. Jahrhunderts nach Christus zu datierenden Erdbebens in Carnuntum (gemeinsam mit dem Institut für Geophysik der Universität Wien). Die Kombination von naturwissenschaftlichem und archäologisch-historischem Interesse zählte zu den Schwerpunkten der Forschungsarbeiten insbesondere in Carnuntum. Manfred Kandler zählt zu den besten Kennern der römischen Vergangenheit Carnuntums und seine Forschungsergebnisse, die in zahlreichen Publikationen vorliegen, sind wesentliche Bausteine für künftige Forschungen in Carnuntum.
Die Erschließung forschungsgeschichtlicher Quellen stellte einen weiteren Schwerpunkt seiner Tätigkeit dar. Aber auch der Vermittlung dieser Ergebnisse für die interessierte Öffentlichkeit im In- und Ausland durch Vorträge und Ausstellungen war ihm ein großes Anliegen. Zu den bedeutendsten Ausstellungen gehörten: «100 Jahre Gesellschaft der Freunde Carnuntums» (Wien 1985), «Die Römer in Niederösterreich» (Schloss Pottenbrunn NÖ 1989), «Hundert Jahre Österreichisches Archäologisches Institut, Forschungen in Carnuntum» (Carnuntinum Bad Deutsch Altenburg 1998), «Römische Kavallerie in Carnuntum» (Archäologischer Park Carnuntum-Petronell 1999), «Versunkene Größe: Die Römerstadt Carnuntum an der Donau» (Wien 2000), «Unbekanntes Carnuntum» (Bezirksmuseum Stockerau 2001), «Das Reiterkastell in Carnuntum» (Museumsverein Petronell 2004). Auch an der Konzeption folgender Ausstellungen arbeitete Kandler mit: «Die Siedler von Carnuntum» (Brixen 2002), «Roma sul Danubio. Da Aquileia a Carnuntum» (Udine 2003/2004), «Mythos Pferd» (Piber Steirische Landesausstellung 2003), «Marc Aurel und Carnuntum» (Museum Carnuntinum 2004), Legionslager und Druidenstab. Vom Legionslager zur Donaumetropole» (Carnuntinum 2006/07).
Manfred Kandler zählt zu den anerkanntesten Archäologen Österreichs. Für seine Verdienste erhält er zu Recht den Würdigungspreis des Landes Niederösterreich.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2011