Maria Legat

Bildende Kunst
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Welterfindung und Revolution

Maria Legats großformatige Arbeiten lassen staunen. Ihre gemalten Zeichnungen und zeichnerischen Malereien entführen in eine figurative Welt voller erzählerischer Vieldeutigkeit und tiefgründiger Rätselhaftigkeit. Legat zitiert bewusst aus zeitgenössischen und kunstgeschichtlichen Bildwelten: Vieles glauben wir zu erahnen, zu erkennen oder zu verstehen – und doch stehen wir immer wieder vor einem Geheimnis.

Die Künstlerin teilt eine überbordende, subjektive Vision von Welt, eine künstlerische Wirklichkeit, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu verschmelzen scheinen. Missstände und Ungerechtigkeiten unserer Gesellschaft werden auf metaphorische Weise in ihre Bildwelten eingeflochten.

Jedem Bild liegt eine Kohlezeichnung zugrunde. Mit gekonnter, fast altmeisterlicher Linienführung baut Legat einen vielschichtigen, gegenständlichen Bilderkosmos auf, der durch die unbehandelte Leinwand etwas Rohes und Unmittelbares behält. Darauf arbeitet sie malerisch in transparenten Formen und Schichten. Die feingliedrige Zeichnung erfindet das Bild, das unverwechselbare Kolorit füllt es aus und macht es lebendig.

Mit der Werkserie „Und zur Lage der Welt“ tritt Legat 2019 in Korrespondenz mit dem Weltgerichtstriptychon (1485–1505) von Hieronymus Bosch (Ausstellung: Bosch & Legat – Maria Legat: Und zur Lage der Welt, Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien). Eine Arbeit der Serie gehört zu den Landessammlungen Niederösterreich und ist aktuell in der Ausstellung „Rendezvous mit der Sammlung. Kunst von 1960 bis heute“ in der Landesgalerie Niederösterreich zu sehen.

Wie bei Bosch sind auch Legats Bilder narrativ, ohne je eindeutig zu sein, voller surrealer Verspieltheit und ohne unangenehme Ambivalenzen auszusparen. „Ich sehe die Welt in einem schrecklichen Zustand“, betont die Künstlerin. „Ich glaube, dass in der Kunst viel Mut und Energie für Revolution liegt.“

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2022