Martha Neuwirth

Erwachsenenbildung

Aufbau einer regionalen Erwachsenenbildung

Martha Neuwirth wurde der ,,Franz-Stangler-Gedächtnispreis“ für besonders innovative Leistungen auf dem Gebiete der Erwachsenenbildung im ländlichen Raum zuerkannt. Martha Neuwirth arbeitet seit Ende der siebziger Jahre im Bereich des katholischen Bildungswerkes Ottenschlag mit. Im November 1980 überlegten Mitarbeiter der Erwachsenenbildungs-Einrichtungen des Waldviertels neue Strategien, um eine Bildungsarbeit anbieten zu können, die den Problemen und Lernwünschen des Menschen dieser Region gerecht wird. Neue Zugänge wurden erprobt, und Martha Neuwirth war eine der ersten Mitarbeiterinnen, der im Projekt ,,Regionalisierung der Erwachsenenbildung im Waldviertel/Soziokulturelle Gemeinwesenarbeit“ die Funktion einer Regionalbetreuerin übertragen wurde. In dieser Tätigkeit hat sich Martha Neuwirth ganz außergewöhnlich engagiert und für die Region Ottenschlag (Umfeld ca. 11 Gemeinden) ein Netz von Bildungsaktivitäten mit Langzeitwirkung in Gang gesetzt. Die Schwerpunkte seien exemplarisch angeführt: e 1984 haben in Ottenschlag über 3.000 Menschen an Bildungsveranstaltungen des Kath. Bildungswerkes/ Projekt Waldviertel teilgenommen. • Martha Neuwirth hat ein Kurswesen in Ottenschlag und Umgebung aufgebaut, das städtische Vergleiche nicht zu scheuen braucht: Sprachkurse, Nähkurse, Eltern-Seminarreihen, Keramik-Kurse, Hinterglasmalerei, Seniorenkurse, Autogenes Training. Jeweils mehr als 6 Abende und immer „ausgebucht“. • Zu diesen Kursen gibt es noch eine Reihe von Großveranstaltungen mit regionaler Bedeutung und anschließender Kleingruppenarbeit in den umliegenden Katastralgemeinden. Themen: Gesunde Ernährung“ (Prim. Kastner), ,,Stirbt der Wald? • Besonders beachtet wurden in der Region: ,,Selbstbewußtseins-Seminare für Frauen“ und „Zukunftswerkstätten“; letztere Seminarform führte zu drei unabhängigen Arbeitsgruppen, die sich regelmäßig treffen und gemeinsame Problemlösungsstrategien (z. B. Neue Wege für die Landwirtschaft/Umweltschutz in Ottenschlag) erarbeiten, bzw. zu einer Theatergruppe mit Jugendlichen, die eigene Stücke schreibt. Martha Neuwirth bleibt trotzdem noch sehr viel Betreuungsarbeit, obwohl diese Gruppen autonom arbeiten. Martha Neuwirth hat aber nicht nur die Praxis der Erwachsenenbildung im Waldviertel entscheidend verändert. Über ihre örtlichen Initiativen hinaus hat sie in ihrer Region mehr als 26 Mitarbeiter gewonnen und für Kulturarbeit motiviert, gemeinsam mit dem Kath. Bildungswerk der Diözese St. Pölten in über eineinhalb Jahren ausgebildet und für die Arbeit in den kleinen Gemeinden vorbereitet. Heute besteht für diese Region auch eine umfassende Themen- und Referentenliste mit Waldviertler Vortragenden. Ganz besonders ist es der integrativen Leistung von Martha Neuwirth zuzuschreiben, daß sie bei aller Provokation, die Bildungsarbeit auch oft sein muß mit allen örtlichen Gruppen kooperieren konnte, Bildungsbedürfnisse nicht nur empirisch erfragte, sondern immer auch das ,,richtige G’spür“ für die Anliegen der Menschen hatte. Die gesamte katholische Erwachsenenbildung freut sich mit Martha Neuwirth. Wohl auch die Menschen ihrer Region.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 1985