Maximilian Kreuz

Musik

Fortgeführte Tradition

Kaum daß jemand eine musikalischere Umgebung aufweisen kann wie der Förderungspreisträger für Musik, Maximilian Kreuz, der zum Onkel niemand Geringeren als den gewichtigen Hans Swarowsky hatte, und dessen ebenfalls schon verstorbener Schwiegervater der gesuchte Korrepetitor Hans Dokoupil war. Musiziert aber wurde auch in der eigenen Familie, und heute ist der Vater von Maximilian Kreuz, zuletzt Erster Oberstaatsanwalt-Stellvertreter in Wien, drauf und dran, mit der Arbeit über die Bruckner-Nachfolge sein im Anschluß an die Pension begonnenes Musikwissenschaftsstudium zu vollenden. Geboren wurde Maximilian Kreuz am 27. Dezember 1953 in Wien. Hier hat er auch die Schule besucht und sich ganz selbstverständlich für das Studium der Musikwissenschaft an der Universität Wien und das der Komposition an der Wiener Musikhochschule entschieden. Dort waren Francis Burt und Friedrich Cerha die für ihn bestimmenden Lehrer. Was auch gleich die Frage provoziert, wie er seine Aufgabe als Komponist sieht, welchem Stil er sich zuordnet. Traditionell, aber nicht konservativ, lautet die Antwort, die auch gleich näher ausgeführt wird. Mit traditionell weist Kreuz darauf, bewußt an bereits Bestehendes anzuknüpfen, es auf eigene, mithin subjektive Art fortzusetzen. Und den Begriff nicht konservativ will er so verstanden wissen, daß es ihm stets darum geht, aus der Spannung der Intervalle Klänge von gleichermaßen feierlichem wie erhabenem Gestus zu schaffen, damit aber auch gleich dem billigen, bloß auf Effekt hinzielenden Experiment abzuschwören. Was auch gleich den rechten Rückschluß auf die Persönlichkeit von Maximilian Kreuz zuläßt. Ist er doch keiner, der sich selbst in den Vordergrund gerückt wissen will, ihm geht es ausschließlich um die Sache. In seinem Falle um die Sache Musik. Und die ist ihm aus seiner tiefen ethischen Überzeugung heraus eben kein Spiel wert. Womit auch schon angedeutet ist, wie wesentlich ihm der organische Aufbau seiner Stücke, das Finden ihrer rechten Proportionen ist, was der Wiener Kritiker Herbert Müller anläßlich der Aufführung von Kreuz‘ „Traditionen für Kammerorchester“ im März 1983 so ausgedrückt hat: ,,Maximilian Kreuz… spürt dem interessanten Schönklang nach und entwickelt seine Musik recht organisch.“ Was also stammt aus Kreuz‘ Feder? instrumentales, zumal ihm, dem Introvertierten, zur Zeit noch der Zugang und derart die nötige Beziehung zur Stimme und ihrer Ausdruckspalette fehlt. So hat er oft und gerne mit dem Ersten Oboisten des Niederösterreichischen Tonkünstlerorchester, Alfred Hertel, gearbeitet. Mit zwei Oboenquartetten und einem Konzert für Oboe und Orchester, das Kreuz gerne mit den Tonkünstlern und Hertel als Solist aufgeführt wissen will, als ein gemäßes Resultat. Geschrieben hat er zudem für verschiedene Streicherformationen, wofür beispielsweise die schon zitierten ,,Traditionen für Kammerorchester“ und das Hofhaymer Streichquartett stehen sollen. Und selbstverständlich hat Kreuz auch das Klavier bedacht. Etwa mit dem Purkersdorfer Klavierstück. Was kein Zufall ist: denn dort hat Kreuz seit Jahren schon seinen Wohnsitz. Dorthin fahren auch seine Schüler, die er, ganz wie sie es wollen, entweder in Theorie oder in instrumentaler Praxis unterweist. Hier treffen sich auch immer wieder die Protagonisten des von Kreuz geleiteten Wiener Komponistenkreises“, einer Initiative, die sich um die Präsentation zeitgenössischer Musik bemüht und die dabei auch schon erfolgreich war. Mit Konzerten in Wien, in Salzburg, in Nieder- und Oberösterreich. Apropos Erfolg: auch über den eigenen kann sich der mit einer Juristin, die früher an der Josefstadt aufgetreten ist, verheiratete Kreuz nicht beklagen. So sind für diese Saison Aufführungen seiner Opera in Wien, Salzburg, der Schweiz, aber auch in New York und Toronto vorgesehen, längst ist es auch schon zu Rundfunkproduktionen gekommen, zuletzt im Mai 1985 gleichzeitig in den ORF-Studios von Wien und Salzburg. Und Spektakuläres steht schon für demnächst, für diesen November nämlich, bevor: die Uraufführung zweier dem Sprechgesang huldigender Opera durch Staatsopernsänger Heinz Holecek, was auch gleich bedeutet, daß sich Kreuz bewußt auch dem bisher ausgesparten Vokalen nähert. Und zwar ganz so wie es seine Art ist: unaufdringlich, aber überaus konsequent. Was noch anzumerken bleibt? Nun, daß er als seine bevorzugten Komponisten jeweils solche mit einem in sich geschlossenen Weltbild nennt, damit auch hier die Experimentatoren nicht allzusehr schätzt, keinen Zweifel aber daran läßt, wie sehr ihm am späten Kammermusikwerk von Franz Schubert, vor allem aber auch an dem Schaffen der Strauß-Dynastie liegt, was er immer wieder auch kompositorisch zu beweisen trachtet: indem er sich so gut wie keine Gelegenheit entgehen läßt, Walzertakte miteinfließen zu lassen. Womit er auch so seine originelle Traditionsfortführung unter Beweis stellt.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 1985