Maximilian Kreuz

Musik
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Emotion, Geist und Ratio

Genauer vorstellen muss man Maximilian Kreuz nicht: Erst 2007 erhielt er vom Land Niederösterreich einen Anerkennungspreis für Musik, bereits 1985 den Niederösterreichischen Förderungspreis für Musik, dazu Förderungen des Bundes, der Stadt Wien, der Theodor-Körner-Stiftung. Wenngleich einer der Stillen im Land, machte der 1953 in Wien geborene Komponist, der seit drei Jahrzehnten in Purkersdorf lebt, früh auf sich aufmerksam – als Komponist wie Organisator. Beides gehört bei ihm untrennbar zusammen. «Wie kann man Tradition aufgreifen und fortführen, ohne dabei zwangsläufig einen musikgeschichtlichen Rückschritt zu machen?», fragte schon vor Jahren der heute als Dirigent erfolgreiche Alexander Drcar und nannte Maximilian Kreuz als Beispiel. Ausgehend von Ländler und Walzer, fand dieser bald zu seiner eigenständigen Sprache. Man kann versuchen, dies sehr theoretisch zu beschreiben, und darauf hinweisen, wie wichtig Kreuz die Harmonik ist, der er alles unterordnet. Man kann die aus dem Œuvre von Maximilian Kreuz sprechende, spezifische Melancholie als Fortsetzung und Weiterführung der Entwicklungs linie Schubert–Bruckner–Mahler sehen. «Musik zu schaffen, die man selbst unbedingt hören möchte. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht Musik höre, und kaum einen, an dem nicht Musik dabei ist. Einerseits ist dies fesselnd, erbaulich und vertiefend, andererseits ist es inspirierend. Es regt an zu neuen Ideen, tastet nach weiteren musikalischen Möglichkeiten. Emotion, Geist und Ratio sind gefordert», beschreibt Kreuz seine kompositorischen Antriebsfedern. «Componere», gibt er zu bedenken, «bedeutet, Bausteine mit geistigem Filter neu zusammenzusetzen. Das Spektrum der freitonalen Musik, dem ich mich verbunden fühle, bietet hiebei auch für die Zukunft noch schier unerschöpfliche Möglichkeiten, die es zu nutzen gilt.» An die 100 Werke schrieb Kreuz, der bei Augustin Kubizek, Francis Burt und Friedrich Cerha an der Wiener Musikhochschule studierte, in Perchtoldsdorf: Orchesterstücke, Vokal- und Chorwerke, Kammermusik, Sakral-, neuerdings Orgelwerke. Kurt Anton Hueber regte ihn an, ein Orgelstück zu schreiben. Daraus wurde eine Passion. Maximilian Kreuz lässt den Interpreten insofern große Freiheiten, als er auf konkrete Registriervorschriften verzichtet. Entstanden ist in dieser Reihe seine erste Kirchensonate. Aus einem Credo für große Kirchenorgel ist längst eine Messe –mit Gloria und Sanctus auch für vierstimmigen Chor und Orgel – erwachsen. Eine «Schubert-Hommage» für Klavier, «Atmosphärische Brücken für Violine und Streicher» anlässlich einer bulgarisch-rumänischen Donaubrückeneröffnung, ein «Schnell-Walzer» für Streichquartett, ein «Trio Emozionale» für ein italienisches Kammermusikfestival, «Symphonische Szenen für Orchester» zählen zu seinen jüngsten Werken. Vor einer großen Oper scheute Kreuz bisher zurück. Dazu bedürfte es eines entsprechenden Auftrags eines Hauses mit einem «qualitativ hochwertigen großen Orchester». Als Sujet interessierten ihn ausschließlich menschliche Beziehungen, nichts liegt ihm an gesellschaftskritischen oder politischen Themen. Gesellschaftspolitik – konkret: Musikpolitik – macht er selbst. Mit seinem «CreativesCentrumWien. Projekt Uraufführungen» bringt er zeitgenössische österreichische Musik in alle Welt – und dies nicht nur sprichwörtlich –, Niederösterreich mit eingeschlossen. Ein prägnantes Beispiel sind die Sommerkonzerte in Schloss Unterdürnbach/Maissau, die er von seinem Kollegen Hueber übernommen hat und deren typischen Charakter als niederösterreichisches Sommeridyll er unbedingt erhalten will. Schließlich fängt er mit dem seit der Romantik tradierten Bild des der Welt abgewandten Komponisten nichts an, sondern sieht sich selbst als Publikum. «Da der Komponist für mich aber kein exotisches Wesen ist, sondern integraler Bestandteil der Gesellschaft, werden sich dem Hörer mit seinen Erwartungshaltungen auch im Uner warteten interessante neue Wege erschließen.»

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2009