Suche nach Zerbrechlichkeit
Beim Gehen, so Michäl Höpfner, suche er das Zerbrechliche, wenn unter seinen Füßen unmerklich eine Welt zerbreche. Was zerbricht hier, das in Fotografien, Zeichnungen und Logbüchern dokumentiert und aufgezeichnet wird? Ist es ein Einbrechen in archäologische Tiefen, in die alte Welt von Erkundung und Forschung, das die großen Expeditionen des 19. Jahrhunderts bestimmte? Ist dieses Gehen ein «Nachgehen» alter und zugleich neuer Möglichkeiten, die Höpfner in quasi wissenschaftlichen Herangehensweisen alter Schule neu erkundet? Das Misstrauen, das er mit dem großen Literat des Gehens, nämlich Thomas Bernhard, gemeinsam hat, hätte ihn auf diese Wege geschickt. Es gilt, wie er sagt, vorgefertigten Bildern und Vorstellungen.
Mit Rucksack, Zelt und Schlafsack ausgestattet sucht Höpfner entlegene Orte auf wie die libysche Sahara, Westchina oder Tibet, das westliche Sichuan und dessen Hauptstadt Chengdu, Nepal mit Katmandu aber auch dünn besiedelte Teile Europas, weil «dort die Aneignung des Orts durch das Foto, durch die Zeichnung, noch krasser, noch persönlicher, noch subjektiver ausfällt» (Höpfner). Seine Arbeitsweise ist eine Verbindung von Kartografie mit Fotografie und reflektiert Wahrnehmungskriterien ebenso wie eine Kritik am Künstlersubjekt, wenn er weiter sagt: «Einen solchen Ort zu kennzeichnen, wie das Künstler immer wieder machen, ist mir eher fremd. Die Ahnung, die Vorstellung, vorübergehend ein eigenes Territorium zu haben, ist mir lieber. So gesehen sind meine Fotografien ein Dokumentieren, ein Sammeln verschiedener Territorien, aus denen sich mein ganz persönlicher Fantasiekontinent zusammensetzt» (Höpfner). Dieser verdankt sich seinem weiten Gehen und wird möglicherweise größer, je mehr unter seinen Füßen wegbricht.