Auf Vogelköpfen laufen
«Was für ein Gedränge! Was für ein Glitzern und Funkeln! Was für ein fröhlicher Reigen!» Mit diesen Worten läutet Michäl Kos in seinem Debütprosaband «Herzversagen» das literarische Requiem für zehn Selbstmörder ein, die sich in seinem Heimatort während seiner Jugendzeit umgebracht haben: verbrannt, erstickt, erschlagen, ertränkt … Ein schauriges, skurriles und gleichzeitig mystisches, poetisches Protokoll von Suiziden, deren Protagonisten angesichts des rigiden Korsetts ländlichen Familien- und Arbeitslebens herzhaft verzagt und (sich) versagt haben. Kraftvoll und zornig skizziert Michäl Kos die Lebensläufe, die sich in der archaischen Landschaft und ihrer archaischen Gesellschaftsmuster verlieren, unterbricht sie formal und sprachlich durch traumähnliche, mythische, lyrische Sequenzen. Dadurch entsteht ein Sog, ein Bal Macabre, der die Phantasie des Lesers in seinen Bann schlägt. Der zweite Teil der Prosatextsammlung «Amok in St. Peter», als Provinz-Possen titulierte Texte, befasst sich ebenfalls mit der Enge des weiten Landes, provinzieller Lebensräume und Menschenlandschaften: «Sie sieht in dieser Vergiftung der Allgemeinheit auch den Anfang einer überhand nehmenden Trostlosigkeit, denn wo sonst findet man Trost für die Verwundungen, die man sich in den Kleingemeinschaften holt?» Und auch hier muss der Leser auf der Hut sein, weil er nie sicher sein kann, ob hinter den Worten des Autors der Faustschlag oder das Augenzwinkern lauert. Mit dem ländlichen Raum, genau genommen dem Weinviertel, beschäftigt sich auch der im Herbst 2002 erschienene Lyrikband «Fasanensichel». Hier zeichnet der Autor in einer fast minimalistisch anmutenden Poesie das Werden und Vergehen der Landschaft im Wechsel der Jahreszeiten. So vielschichtig der Sparten übergreifende, allgemeine künstlerische Wirkungsbereich des Autors, Dichters, Bildhauers, Objekt- und Konzeptkünstlers Michäl Kos ist, so vielschichtig – in mehrfachem Sinne – ist die literarische Arbeit, die wir bisher von ihm kennen.