Bildmanufaktur in Schichtarbeit
Michäl Part, geboren 1979 in Wien, aufgewachsen in Raabs und Waidhofen/ Thaya, gehört zweifellos zu den Anachronisten der heutigen Zeit, und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Zunächst geht es ihm in seiner künstlerischen Praxis nicht um Effizienz, nicht darum, mit möglichst geringem zeitlichem wie wirtschaftlichem Aufwand ein Ergebnis zu erzielen. Part interessiert in erster Linie der Entstehungsprozess, das «Wie» der analogen fotografischen Technik, mit all ihren trials and errors. Auf diese Weise lässt er Unikate entstehen, abstrakte Kompositionen mittels Fotochemie, die weder reproduzierbar noch de facto konservierbar sind (und die sich somit jeglicher Systematik des Kunstmarkts entziehen). Schließlich vertraut Part auf die Bildfindung im Labor, auf eine vermeintlich obsolete Methode, sich dem fotografischen Medium anzunähern; jedoch mit dem Erfolg, als Künstler in unserer zunehmend normierten Gesellschaft ein Œuvre zu schaffen, das ungemein viel Unvorhersehbares zulässt –sogar über die Dauer des Schaffensprozesses hinaus, da seine Werke nicht zwangsläufig farbecht sind. Bei aller Liebe zum Unkalkulierbaren darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass Part streng konzeptionell arbeitet und im Fotolabor, das er schon als Teenager im nördlichen Waldviertel für Experimente mit lichtempfindlichen Materialien aufsuchte, peniblen Abläufen und Choreografien folgt: In stundenlanger Arbeit setzt er selbst etwa Silbergelatine-Emulsionen an (deren einzelne Zutaten genau dosiert, zum richtigen Zeitpunkt vermengt und bei einer exakt einzuhaltenden Temperatur erwärmt werden müssen), die teils auf historischen Rezepten basieren und im Anschluss Schicht für Schicht auf den Bildträger aufgebracht werden. Auch dadurch zelebriert Part die Langsamkeit – «Darkness slows things down»1 – und entzieht sich in der Undurchdringlichkeit seiner Dunkelkammer unbeirrbar dem permanenten Produktionszwang, was ihn in unserem unersättlichen Dasein selbst zum Unikum macht.