Eine Feststellung -anstelle einer Laudatio
Kunst zu machen oder Kunst zu ermöglichen ist schwer. Und noch schwerer als es ist, wird es einem noch gemacht. Und noch viel schwerer, wenn EINER/EINE ist. Und am schwierigsten ist es wohl, wenn diese Eine noch dazu in Fragebögen bei: „Geburtsort“ etwas sehr fremdländisch klingendes einträgt. Eine Frau, im Iran geboren und aufgewachsen. Eine Frau, die sich Österreich als Heimat wählt – bewußt. Und Österreich, ein Land, das die Wahl gutheißt, schätzt und sogar honoriert – bewußt. Alles in allem: Seltenheit über Seltenheit. Doch die Ausnahmen bestimmen ja, wie wir hierzulande alle wissen, die Tradition. Und für mich ist Mimi Wunderer eine Ausnahme; durch ihr Engagement, ihr Können, ihre Kreativität und ihre Gänge auf neuen kulturellen Wegen. Und für mich ist Mimi Wunderer eine Ausnahme, weil sie zu den Menschen gehört, die ich Freunde/Freundinnen nennen kann, zu den Menschen, auf die du dich verlassen kannst, die ,,halten“ (wie wir in Wien sagen) . Di es e Menschen sind rar, und es ist eine Freude, Mimi dazu zählen zu können. Ich mag sie einfach – und ich mag ihre Arbeit. Und für ihre Arbeit, ihr ,,Ackern auf Kulturland“, erhält sie nun diesen Kulturpreis. Niederösterreich ist das Land, das ihr diese Auszeichnung verleiht. Niederösterreich ist auch das Land, das dieser Frau ihre künstlerische Arbeit ermöglicht hat, – das sie ermutigt hat, – gefördert hat, – oft auch bekämpft hat, – aber trotz allem, immer geschätzt hat. Und Mimi Wunderer hat den Bewohnern dieses Landes neue Perspektiven der Kunstbetrachtung ermöglicht, – sie ermutigt, – sie gefördert, – oft auch bekämpft, – aber trotz allem, dieses Land und seine Menschen immer geschätzt. Mit der ihr eigenen Verbissenheit, ihrem zuweilen fast überkonsequenten Engagement, das oft bis in die Selbstausbeutung verlagert wird (die sie von allen anderen auch gerne erwartet) hat sie in schier unglaublich kurzer Zeit aus der ursprünglichen ,,Kleinkunstbühne“, die ,,Bühne im Hof“ zu einem ,,Theater Moderner Kunst“ gemacht, – zu einem ,,Theater junger Kunst für Menschen von 3 bis 103 Jahren“. Die ,,Bühne im Hof“ unterhält, aber nie an der Oberfläche. Und ,,Welche Lust ist es, einmal nicht unter seinem Niveau lachen zu können“ (frei nach Fritz Kortner). Ob die Zuschauer klatschen, lachen oder aber den Kopf schütteln, sie geraten in Bewegung. Und ,,Emotionen machen Theater aus“, sagt Mimi Wunderer. Ihr Programmkonzept für das Festspielhaus, gleichgewichtig internationale und heimische Kulturschwerpunkte in eine bewegte, bewegende Zukunft zu setzen und dadurch einen wahren multikulturellen Kunstkonsens anzustreben, dieser Balanceakt wird über die Grenzen Niederösterreichs hinaus je nachdem, entweder neidisch zur Kenntnis genommen, oder mit Bewunderung verfolgt. Bei der Eröffnungsfeier der ,,Bühne im Hof“ nach dem großen Umbau war der wohl meistzitierte Begriff ,,kleine, große Mimi Wunderer“. Das Lob galt ihrem Durchhaltevermögen, ihrem Durchsetzungsvermögen, ihrer Kraft, die manchmal (positiv gesehen) in Sprengkraft überschlagen kann, manchmal ( negativ gesehen) in Explosionen, aber die sich meistens in Feuerwerken von Ideen entlädt. Alle, die mit Mimi Wunderer in Kontakt kommen könnten und die sie noch nicht kennen, seien gewarnt! ACHTUNG! Diese Frau läuft auch über glühende Kohlen (im Sinne des Wortes), wenn sie findet, daß es einer guten Sache dient. ACHTUNG! Diese Frau bringt auch andere, die nicht im entferntesten daran gedacht hätten, soweit, diesen Feuerlauf mit ihr zu wagen. MIMI WUN DERER, unsere Mimi. Sie ist nicht „warmherzig“. Sie hat viel Herz, aber sie gibt es dir nur „kalt-warm“. Sie sucht unerbittlich etwas, das es LEIDER noch nicht gibt: den goldenen Mittelweg der Kompromißlosigkeit. Aber wir alle, die wir mir ihr zu tun haben, mit ihr in unseren Kunstwelten arbeiten oder einfach mit ihr befreundet sind: Wir haben mit dir zu tun, wir arbeiten mit dir, wir sind mit dir befreundet, weil wir denselben Weg suchen. Also Mimi: Keine Angst, selbst wenn es dir manchmal so erscheint, alleine bist du nie! Michäla Scheday Ein Postskriptum für Mimi Wunderer, von meinem immer geschätzten Bert Brecht – als Motto für die zukünftigen Tage: Wahrnehmung Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns. Vor uns liegen die Mühen der Ebenen.