Ich will etwas bewegen!
Fragt man Monika Ballwein danach, was ihrer Meinung nach das größte Missverständnis bezüglich Popularmusik in der öffentlichen Diskussion ist, so antwortet sie ganz klar: Die Menschen glauben, wenn man im Genre der Popularmusik tätig ist, muss man nicht so gut ausgebildet sein, nicht so viel können, muss seinen Job nicht so ernst nehmen – als wäre es eher so spaßige Liebhaberei. Dass das alles ein grundlegender Irrtum ist, der öfter einmal auch Geringschätzung zum Ausdruck bringt, wird bald klar, wenn man sich mit der Biografie von Monika Ballwein beschäftigt. Aufgewachsen in Pyhra bei St. Pölten hatte sie nach eigener Aussage das große Glück, von ihrem Musikschullehrer gefördert, gefordert und in ihrer Leidenschaft bestätigt zu werden. In Ermangelung eines Klaviers lernte sie zuerst einmal Akkordeon und dann kam das erste große Ziel: mitsingen zu dürfen im Ensemble Cantores Dei – ein Projekt ihres Lehrers Wilhelm Leichtfried mit Schwerpunkt „neues christliches Liedgut“. Dann folgte die Matura im musischen Zweig am BORG St. Pölten. Und es waren auch hier ihre Lehrer, die Ballwein in ihrem Weg bestärkten und ihr das grundlegende Rüstzeug für eine Musikerinnenlaufbahn gaben. Gerne hätte sie gleich ein Musikstudium angeschlossen – aber jetzt war einmal „jobben“ angesagt. Das war die Zeit, in der die Musikproduktionsbranche auf Hochtouren lief und Studios stets auf der Suche nach neuen Talenten waren. Auch der ORF suchte Talente und „Die große Chance“ war dann auch tatsächlich eine, die von Monika Ballwein genutzt wurde. Es folgten intensive Jahre: große Fernsehshows, CD-Aufnahmen, Tourneen durch ganz Europa – Produktionen mit den ganz Großen der Branche: Al Jarreau, Catharina Valente, Marianne Faithful, Nina Hagen, Hans Zimmer, Udo Jürgens … Und aus Österreich: Stefanie Werger, Rainhard Fendrich, Austria 3 … Nun war Ballwein in der Profiliga angekommen und konnte sich endlich ihr Musikstudium verdienen. Sie inskribierte am Franz Schubert Konservatorium in Wien und an der Musikuniversität Graz die Fächer Instrumental- und Gesangspädagogik (Jazzgesang) und musikalische Früherziehung. Lehrerinnen aus der österreichischen Jazzszene wie Elly Wright, Cornelia Giese und Inés Reiger begleiteten sie nun in die nächste Karrierephase: Austropop. Kaum ein österreichisches Album erschien ohne ihre Stimme im „Background“. Für 27 Radiostationen hat sie die Kennungs-Jingles eingesungen, Hauptrollen in Musicalproduktionen und Filmsynchronisationen folgten. Wenig überraschend wuchs aber der Wunsch, eigene Projekte zu kreieren und nicht nur im Hintergrund zu agieren. Sie begann ihre Erfahrung in Theorie und Praxis weiterzugeben und übernahm zunehmend Lehr- und Coachingaufgaben. 2004 gründete sie ihre eigene Vocalacademy Ballwein. 2006 erschien ihr erstes Buch „Move Your Voice“. Lehraufträge an Musikschulen, der Musikuniversität Lausanne und an der Pädagogischen Hochschule Salzburg folgten. Als gefragter Vocal-Coach betreute sie die großen Medienproduktionen des ORF wie Eurovision Song Contest, Die große Chance, Starmania, Helden von morgen, Die große Chance der Chöre. Aber auch der Kanal ProSieben buchte sie für die Castingshow Popstars – On Stage. Sie coachte Conchita Wurst (und führte sie in Kopenhagen zum Sieg) ebenso wie Newcomer der Jazz- und Popszene auf Seminaren und Workshops, nahm selbst fünf Mal am Eurovision Song Contest teil. Mit ihren Bands und Soloprojekten steht sie mittlerweile über 70 Mal im Jahr auf der Bühne. Nicht nur für Niederösterreich wird sie in zahlreiche Jurys und Fachbeiräte gebeten – sie unterrichtete auf Workshops der Musikfabrik NÖ ebenso wie auf Veranstaltungen des NÖ Musikschulmanagements. Beim NÖ Landesjugendsingen begeisterte sie tausende junge Sängerinnen und Sänger. Ihre Fachmeinung ist vielfach gefragt, ihre Erfahrung umfassend, ihre Energie schier unendlich. Welche Wünsche sie hätte an die „gute Musikfee“? Ganz klar: eine praxisnähere und aufgewertete Ausbildung für Musiklehrerinnen und Musiklehrer – nur wer selbst mit Können und Leidenschaft ausgestattet ist, kann das auch weitergeben. Und was noch? Dass die Gräben zwischen U- und E-Musik endlich ganz überwunden werden, dass es hier viel mehr Austausch und Kommunikation geben und wechselseitige Wertschätzung weiter Platz greifen möge! Ihrer Meinung nach sollten auch die Medien ihren Teil dazu beitragen. Denn es geht nicht darum, welches Genre „wertvoller“ ist, es geht immer darum, mit Musik die Herzen der Menschen zu erreichen.