Moussa Kone

Bildende Kunst
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Kunst, Gesellschaft, Konditionierung

Die Kunst der Gegenwart wird bisweilen von einer regelrechten Gigantomanie erfasst: Künstliche Wasserfälle von Olafur Eliasson oder überdimensionierte Skulpturen von Jeff Koons stehen in Städten herum, riesige Ausstellungshallen wie jene der Tate Modern wollen bespielt werden. Der 1978 in Scheibbs geborene Moussa Kone dagegen pflegt die materielle Bescheidenheit: Für seine Werke reichen Tusche und Papier, manchmal Aquarellfarbe, völlig aus.
In seinen teils großformatigen Zeichnungen baut Kone bisweilen verschlüsselte, symbolhafte Szenerien auf; häufig erweisen sich diese als zweigeteilt, in Vorder- und Hintergrund, in Bühnen- und Publikumsraum. Ein Zaun trennt Bäume mit merkwürdig phallischen Stämmen von einem ornamentalen Hintergrund, ein Mann steht mit heruntergelassener Hose auf einer Bühne, beobachtet von zahllosen anonymen Gesichtern, vor monumentalen Kulissen schreiten Musiker zum Gang Bang, während im Auditorium vereinzelt Personen sitzen, die teils ebenfalls sexuelle Handlungen vollziehen. Im weitesten Sinn reflektieren Arbeiten wie diese die Relationen zwischen Kunst und Gesellschaft. Ein weiteres Terrain, auf dem sich Moussa Kone bewegt, ist jenes der – nicht immer gesunden – Selbstkontrolle: Seine Balletttänzerinnen und dressierten Tiere stehen symbolisch für den Menschen, der sich stetig selbst konditioniert. Kone entwickelte in den vergangenen Jahren konsequent einen unverwechselbaren Stil, mit dem er Grundfragen der Zeichnung – etwa nach der Dichotomie zwischen Linie und Fläche – untersucht. Kürzlich reduzierte er seine Bilder formal, experimentierte mit nahezu abstrakten Kompositionen: Ob er mit seiner Serie »they called me a drawer« einen neuen Weg einschlägt, wird sich zeigen. Moussa Kone, der in der Nähe von Melk aufwuchs und ebendort das Stiftsgymnasium besuchte, erhielt bereits einige Preise und kann zahlreiche internationale Ausstellungsbeteiligungen vorweisen. Er stellte immer wieder auch in niederösterreichischen Häusern aus – derzeit etwa in der Schau »Hl. Leopold – Mensch, Politiker, Landespatron« im Landesmuseum.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2013