Nikola Hansalik

Bildende Kunst
Image

Fiktion und Ironie

Die Darstellungen in den Arbeiten der Künstlerin Nikola Hansalik zeigen nicht das, was abgebildet ist, nicht das vordergründig Sichtbare, sie suchen die «Rückseite des Spiegels», das Verborgene. In der Werkserie «Looks into a fashion model’s eye» wird die Abbilderin/der Abbilder in den Augen der/des Abgebildeten sichtbar, in der Serie «Hiding Art» wird die symbolische Szenerie erst durch einen Bildtitel zur Realität. Die Künstlerin zeigt eine Ebene der Wirklichkeit, in der die Wirklichkeit als Konstruktion des Subjekts erkennbar wird. Eine Sichtweise, die von alters her in der Philosophie, im vergangenen Jahrhundert in der Psychologie und in neuerer Zeit auch in der Physik an Wahrheit gewann. Die Einstellung des Subjekts – des Betrachters, des Sammlers, des Künstlers –kreiert den Wert des Objekts, verleiht diesem Existenz. Der Umgang mit den Werken, ihre Verfügbarkeit, ihre Öffentlichkeit schaffen die Realität, welche die Künstler(innen) und deren Stellung auf dem Kunstmarkt definiert. Hansalik beschäftigt sich mit der Tatsache, dass Kunstwerke von höchstem Rang nicht wegen ihres kulturellen, sondern allein wegen ihres monetären Werts gestohlen und versteckt wurden. Dieser Aspekt des Verborgenen findet sich auch in ihrer Arbeit «The most beautiful photograph in the world»: Hansalik wollte die schönste Fotografie der Welt machen. Sie beschloss aber auch, diese mit einer eigens gefertigten Hülle aus weißem Leder zu verdecken. Was auf der Fotografie zu sehen ist, bleibt ein Geheimnis. Sie legt ihr Augenmerk in gleicher Weise auf die Geheimnisse und dunklen Seiten im Leben einer Künstlerin/eines Künstlers. Ausdruck dieser Betrachtung ist eine Installation über Eadweard Muy-bridge, einen britischen Fotografen und Pionier der Fototechnik, aber auch einen Verbrecher und Mörder. All diese Gegensätze relativiert Hansalik mithilfe der Ironie: «Alles ist ernst und doch gleichzeitig der größte Witz.» Sie befreit die Betrachter(innen) aus der Betroffenheit, die ihre Werke in ihnen hervorrufen können, und ermöglicht, wieder Distanz zwischen Fiktion und Realität zu gewinnen.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2010