Norbert Hauer

Volkskultur und Kulturinitiativen
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HO-LA-REI-DULL-JO

«Norbert Hauer, Ho-la-reo-dull-jo», so der Gruß auf seiner Mailbox und auch in natura. Norbert Hauer ist eine Institution im Waldviertel. Er ist Vernetzer, Moderator, Projektleiter, Musiker und «Gedankenüberschüsseaußenstellenleiter» des «Nonseum» in Herrnbaumgarten. Das heißt, er liefert Ideen für das Nonseum, wie z. B. die Trompete mit Fadenkreuz: «Damit Sie die Noten besser treffen!»
Was nun ist Norbert Hauer tatsächlich? «Das Finanzamt hat mich als Kulturvermittler klassifiziert. Mit diesem Begriff kann ich gut leben.»
Als Kind wollte er Pfarrer und Missionar werden, «und flugs hat man mich ins Seminar gesteckt». Es kam dann doch die Liebe dazwischen und der aus St.Oswald im Yspertal stammende Norbert Hauer ging in die Sozialarbeit und war in einer Behinderteneinrichtung in Krems tätig. Und er unterrichtete Religion in Albrechtsberg im Waldviertel.
Schulprojekte begleiten ihn nach wie vor. Er findet immer wieder Ansätze, um zubegeistern. «Ins Gras beißen» war z. B. der Titel eines Projektes und er weckte mit diesem bildhaften Ausdruck die Fantasie der Schülerinnen und Schüler.
Für die Volkskultur engagiert er sich seit Jahrzehnten. Volkskultur soll vor allem «auch über den Zaun schauen» – genreübergreifend, generationenübergreifend. Dafür steht Norbert Hauer. Er engagiert sich für grenzüberschreitende Initiativen ebenso wie für Wirtshausmusik und Singrunden und sieht sich gern «als Zündler – leider oft nur mit einem Feuerstein – einer Idee».
Seine Art und Weise, (Volks)Lieder zu vermitteln, ist legendär. Er verbindet Jung und Alt beim Singen, singt überall und jederzeit und sieht im Jodeln «Harmonie und Spiegelbild der Seele».
Musik gibt es für ihn seit Kindheitstagen. Die Mutter war Chorleiterin und Organistin und die zehn Kinder sind «zum Musizieren vergattert worden. Das soll nicht negativ klingen», meint er, «aber man wurde nicht gefragt. Man hat einfach musiziert.» Er ist auch als G’stanzlsinger kein Unbekannter. Diese sind immer treffsicher und sitzen: «Im Grås sitz a Grüll / Er zirpt, wos er wüll / auf anmål is stüll / Tschernobyl».
Norbert Hauer hat keine Berührungsängste. «Die Singrunde im Häf’n!», er lacht verschmitzt. «Kennst du noch die Wilde Wanda? Das war eine berühmte Wiener Halbweltdame. Sie saß in der Strafanstalt Schwarzau und für Weihnachten haben wir Gospels einstudiert. Ihre Stimme hatte Sex und Soul», schwärmt er.
Seit längerer Zeit beschäftigt er sich mit Glocken. Eigentlich wollte er damit bei «Wetten, dass…» antreten. Er hatte die Aufgabenstellung, am Glockengeläut das dazugehörende Dorf zu erraten – beschränkt auf ein Bundesland –, eingereicht. «Das war der Redaktion nicht spektakulär genug. Doch die Herzen der Menschen hätte ich damit erobert», ist sich Norbert Hauer gewiss.
Derzeit ist er unterwegs, um Glockengeläut aufzunehmen. Aber nicht nur dieses, auch die Alltagsgeräusche eines Dorfes. «Wie, zum Beispiel, klingt Yspertal um halb acht?» – Das wird man auf einer auditiven Landkarte der kommenden Landesausstellung 2017 abrufen können: das Knarren einer Scheunentür, der Gockelhahn am Morgen, das Quietschen einer Kreissäge, die Schulkinder an der Busstation. «Jetzt sagen die Leut’ schon: Das hätt’ der Hauer aufnehmen können.»
Hören ist ihm wichtig und auch das Zuhören. «Denn die Ohrwascheln machen wir als Letztes zu.»

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2015