Klinische Endokrinologie und Diabetologie
Professor Dr. P. Bratusch-Marrain, geboren am 24. 1. 1948, besuchte die Volksschule und das humanistische Gymnasium in Wien, maturierte 1966, absolvierte seinen Militärdienst als einjähriger Freiwilliger und erhielt den Dienstgrad eines Oberleutnants der Reserve. Er promovierte am 31. 1. 1973 und schloss seine Fachausbildung für das Fach Innere Medizin an der 1. Medizinischen Universitätsklinik am 15. 3. 1980 ab. Er habilitierte sich für das Gesamtfach Innere Medizin 1983.
Seine klinische Ausbildung an der 1. Medizinischen Universitätsklinik und insbesondere an der Abteilung für Klinische Endokrinologie und Diabetologie ergänzte Dr. Bratusch-Marrain mit einem dreimonatigen Forschungsaufenthalt am Karolinska-Institut/Stockholm bei Prof. Dr. J. Wahren und durch einen neunmonatigen Studienaufenthalt am Department of Medicine, Division of Nephrology der Yale University bei Prof. R. De Fronzo. Prof. Bratusch-Marrain ist Mitglied zahlreicher internationaler und nationaler Gesellschaften. Prof. Dr. Bratusch-Marrain hat in die Jahre nach seiner Promotion bis heute etwa 180 Arbeiten publiziert und sich dabei überwiegend dem Gebiet der Diabetologie und auch der Endokrinologie gewidmet. Die für den Kulturpreis des Landes Niederösterreichs vorgelegten Arbeiten belegen den wissenschaftlichen Arbeitsstil von Bratusch-Marrain und weisen ihn als hochkarätigen Wissenschaftler aus. Die beiden Arbeiten demonstrieren sein Interesse in die Grundlagenforschung und deren praktische Umsetzung für die Behandlung von Patienten. Die eine Arbeit zeigt am Menschen, dass die Übertragung einer mehr physiologischen Art der Insulinzufuhr zu einer wesentlichen Verbesserung des Wirkungsgrades von Insulin führt. Diese Studie ist vor allem deshalb von Bedeutung, weil sie den einzigen Weg aufzeigen dürfte, der letztlich zu einer Reduktion der durch die Insulintherapie bedingten, überhöhten Seruminsulinkonzentration bei Typ 1 Diabetikern führen kann und damit deren Atheroskleroserisiko verringern dürfte. Obwohl die Umsetzung einer pulsatilen Insulinzufuhr zurzeit nur über kurze Zeiträume möglich ist, wäre zu erwarten, dass mit der Verfügbarkeit brauchbarer tragbarer oder implantierbarer Insulininfusionsgeräte (Insulinpumpen), die Umsetzbarkeit dieser Vorgangsweise in der Patientenbetreuung der Zukunft möglich sein wird. Die andere Arbeit setzt sich mit der Problematik der Insulinunterempfindlichkeit als mögliche Ursache der erhöhten Blutglukose bei Typ 2-Diabetes auseinander und referiert über die möglichen Ursachen dieses Phänomens unter Bedachtnahme auf frühere Arbeiten der Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie an der 1. Medizinischen Universitätsklinik. Mit dieser Arbeit wird das große Interesse von Dr. Bratusch-Marrain an den Ursachen des Typ 2-Diabetes dokumentiert, wobei insbesondere auf Fragen der Insulinsekretionsstörung sowie des gestörten Glukoseverbrauchs bei gleichzeitig vermehrter Glukoseproduktion durch die Leber eingegangen wird.
Zusammenfassend sei festgehalten, dass die erwähnten Arbeiten sowohl hinsichtlich der technischen Durchführung als auch der Versuchsplanung und der statistischen Auswertung vorbildlich durchgeführt sind. Die Verwendung der Lebervenenkatheter und der Glukose-Clamp-Technik garantierten als moderne Methoden zur Bearbeitung von Problemen des Kohlenhydrathaushaltes das Ergebnis der wissenschaftlichen Arbeit; insbesondere war es auf diese Weise möglich, neue Aussagen über die Bedeutung der Leber im Zuckerhaushalt und zur Frage der Insulinempfindlichkeit des Organismus bei Diabetes mellitus zu erarbeiten sowie auch zu kontroversiellen Fragen konstruktiv Stellung zu nehmen, was auch durch die Verleihung des Kulturpreise des Landes Niederösterreich anerkannt wird.