Ebenen zusammenbringen
2022 würdigt das Land Niederösterreich Paul Horns ebenso vielschichtige wie im Ergebnis radikal verdichtete Arbeiten. Oft sind es aktuelle, gesellschaftspolitische Themen, die der Künstler unter Anwendung experimenteller Methoden und immer wieder anderer Werkstoffe disziplinen- und genreübergreifend in Installationen, Settings und (Bewegt-)Bilder übersetzt.
Horns Arbeiten sind also vielschichtig – formal wie inhaltlich. Kategorien künstlerischer Sparten – wie jene der Malerei, des Filmschaffens und des Set Designs – finden sich ebenso in seinem künstlerischen Repertoire wie jene des Ausstellungsmachens und der Medienkunst. Besonders herausragend ist dabei sein kritischer Blick auf gesellschaftliche Strukturen.
In seiner konzeptionell und stilistisch eigenständigen Arbeit öffnet er aus verschiedenen Techniken und Materialien neue Medienräume und hinterfragt Aspekte des Zusammenlebens. Großes Interesse gilt hierbei dem Experiment, mit dem er seine künstlerische Produktion zu neuen Formen verbindet und zuvor getrennt gedachte Ebenen zusammenbringt.
Diese Hingabe an das Experiment fordert ihn zunächst selbst heraus und stürzt ihn durchaus in künstlerische Verzweiflung. Selbsterrettung findet er im Wagnis des Scheiterns, dem er sich aussetzt, um schließlich souverän zu einer Verdichtung seiner Fragestellungen zu kommen. Dies gilt an sich als allgemeines künstlerisches Schaffensprinzip. Überraschend bei Horn ist jedoch die Konsequenz dieses Prozesses, in dem die Implementierung von Humor und Leichtigkeit zu einem wichtigen Ergebnis seiner Arbeit wird.
Beide – Humor und Leichtigkeit – treffen die Betrachtenden zielsicher und inmitten der Erkenntnis über die Tragik einzelner gesellschaftlicher Phänomene, Prozesse oder Normen. So ergeben sich Arbeiten mit überraschenden Details und spielerischen Elementen, hinter denen sich Abgründe und Tiefgänge auftun. Die Lebendigkeit der Arbeiten entsteht also nicht zuletzt durch sein sich selbst Herausfordern in der Produktion.
Seine künstlerische Bezugnahme auf Mensch und Welt bzw. auf die Menschheit in der Welt beruht seit vielen Jahren auf der Tatsache, dass die Kräfte der Natur denjenigen der Menschheit bei weitem überlegen sind. Hier ist sein Schaffen am Puls der Zeit. Denn alles, was die menschheitsursächliche Zerstörung der Welt behindern kann, scheint in Zeiten wie diesen bereits hilfreich.
Die Auszeichnung seines Schaffens mit dem Würdigungspreis des Landes Niederösterreich wird so auch zu einer Auszeichnung einer zeitgemäßen Geisteshaltung.
Paul Horn, geboren 1966 in Amstetten, lebt und arbeitet heute in Wien. Studiert hat er zunächst an der privaten Hochschule Rhode Island School of Design in den USA, anschließend an der Angewandten (Universität für angewandte Kunst) bei Maria Lassnig (Meisterklasse für experimentelles Gestalten) und bei Bühnenbildner und Regisseur Axel Manthey (Gastprofessor der Meisterklasse Bühnen- und Filmgestaltung). Es folgten Assistenzen und Lehraufträge am Institut für Bildende Kunst und Kulturwissenschaften an der Kunstuniversität Linz.
Paul Horns Arbeiten erfahren quer durch die Genres eine breite Rezeption zwischen Film, Kunst und theatralen Formen und tragen die Embleme der Bildenden Kunst, der Bühnenkunst sowie der Medien- und Filmkunst. Davon zeugen sowohl die Repräsentationen seiner Arbeit durch die Galerien Knoll (Wien) und Studio d’Arte Cannaviello (Milano) sowie durch den Filmkunstvertrieb Sixpackfilm – als auch die Preise, die Paul Horn mit seinen Projekten erhalten hat, darunter:
Vienna Video Award gemeinsam mit Harald Hund (A 2001)
Best Experimental Film Award, Rencontres Audiovisuelles, Lille (F 2008)
Backup Award, Backup_Festival, Weimar (D 2015)
Diagonale-Preis Bestes Szenenbild Spielfilm, gemeinsam mit Moritz M. Polansky
Mit diesem Würdigungspreis des Landes Niederösterreich ist er Kulturpreisträger in der Sparte Medienkunst und erhält neuerlich eine Auszeichnung für sein Schaffen.