Paul Walter Fürst

Musik
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Komponierender Orchestermusiker

Der in Gänserndorf beheimatete Komponist Paul Walter Fürst wurde am 25. April 1926 in Wien geboren, wo er von 1946 bis 1952 an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bei Willy Boskovsky, Hermann Schwerdtmann und Joseph Marx studierte. Die ersten Schritte als Orchestermusiker tat er von 1952 bis 1954 als Solobratschist des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich. Im Anschluss daran war er bis 1961 in selber Position bei den Münchner Philharmonikern tätig. 1961 erhielt Paul Walter Fürst ein Engagement als Bratschist im Orchester der Wiener Staatsoper, wurde bereits ein Jahr später als Mitglied in die «Demokratie der Könige» integriert und wirkte bis zu seiner Pensionierung 1990 in der Welt bestem Orchester, den Wiener Philharmonikern. Seine organisatorischen Fähigkeiten, die ihm von 1969 bis 1982 und von 1986 bis 1990 die Stelle des Geschäftsführers der Wiener Philharmoniker einbrachten, sind es, die ihn heute die Österreichische Interpretengesellschaft (ÖstIG) und die Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger (AKM) jeweils als Präsident mit viel Umsicht, Weitblick und Sachverstand leiten lassen. Etwa die «Probespiel-Seminare» der ÖstIG für junge Musiker konnte nur ein lang gedienter Orchestermusiker, der weiß, worauf es in dieser Ausnahmesituation ankommt, ins Leben rufen. Er hat sich alleine dadurch unschätzbare Verdienste um den österreichischen Orchesternachwuchs erworben.
Das Komponieren nahm und nimmt in Paul Walter Fürsts Leben eine dominierende Stellung ein. Natürlich ist es in vielem von seiner Tätigkeit als Orchestermusiker mitbestimmt. Das tägliche Erleben der verschiedenen Orchestergruppen ermöglichte es ihm, mit selbstverständlicher Mühelosigkeit jedem Instrument «auf den Leib» zu komponieren. Paul Walter Fürst war stets für alle «Kompositionsrichtungen» offen, wenn er sich auch keiner verhaftet fühlte. In seiner Tonsprache, die die von der Tradition vorgegebenen Wege behutsam erweitert, sind sowohl Elemente des Jazz wie auch aleatorische Anklänge zu finden.
Einen eindeutigen Schwerpunkt in Paul Walter Fürsts Schaffen stellt die Kammermusik dar, und hier insbesondere die Kammermusik für Bläser, bei der nicht selten das Schlagwerk für besondere Akzente sorgt. Von seinen groß besetzten Orchesterwerken konnten einige große Publikumserfolge verzeichnen, so etwa die «Farbspiele» op. 38 oder sein op. 61 «Het Orgel is een Belt» für Orgel, gemischten Chor, Combo und Orchester. Mit fortschreitendem Alter wendet sich Paul Walter Fürst immer größeren Besetzungen zu.
Im Sommer 2001 erlebte seine Oper «Catalina Homar» im Badener Stadttheater ihre bejubelte Uraufführung. Der Inhalt dieser Oper bezieht sich auf die Biografie des österreichischen Erzherzogs Ludwig Salvator und seine Verbindung mit der Spanierin Catalina Homar. Nur zu verständlich, dass diese Oper auch demnächst in Mallorca erklingen soll. Ebendort ist die Uraufführung von Paul Walter Fürsts jüngstem Werk, der «Catalina-Messe», für Dezember 2005 geplant.
Wenn im heurigen Jahr das barocke «Kaiserliche Festschloss Hof» wieder zugänglich gemacht werden konnte, so ist dies nicht zuletzt auch eine Initiative von Paul Walter Fürst. Immer wieder wählte er das «Kaiserliche Festschloss Hof» für Veranstaltungen und rückte damit das vom Verfall bedrohte wertvolle historische Baujuwel in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Seit über zehn Jahren werden dort gemeinsam mit der Österreichischen Interpretengesellschaft jährlich die «österreichischen Musiktage» organisiert, in denen in erster Linie standespolitische und arbeitsrechtliche Fragen der heutigen Musiktreibenden, sowohl der schaffenden als auch der nachschaffenden, diskutiert werden.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2005