Peter u. Peter Winter

Architektur

Keine falsche Anbiederung

Die Bücherei und Musikschule in Gänserndorf wurde von Architekt Johann Winter zusammen mit cand. arch. Peter Rogl entworfen und ausgeführt. Die Architektur dieses Bauwerks ist deutlich zeitgenössisch und vermeidet falsche Anbiederungsversuche an eine idealisierte ländliche Umgebung. Als Teil einer Polarität zweier Kulturbauten an der städtisch wirkenden Bahnstraße im Zentrum von Gänserndorf ist das Gebäude einerseits von der Bauflucht zurückgesetzt, sodass ein Vorplatz und zugleich eine Ausweitung des Straßenraumes entsteht; andererseits stellt die Fassade klar, dass dahinter eine spezielle Nutzung liegt. Durch große Glasscheiben erhält man Einblick in den attraktiven Bibliothekssaal, wo zwischen schlanken Stützen die Büchergestelle stehen. Im Obergeschoß befindet sich die Musikschule, die über eine weit ausholende Rampe erreicht werden kann. Große Fensterschaffen einen intensiven Bezug zum Außenraum. Dies bewirkt, dass die Unterrichtszimmer größer erscheinen als sie sind. Mit wenigen, stark wirkenden Elementen, die von konventionellen Bauformen abweichen wie beispielsweise den X- oder V-Stützen, gelingt, es, das Bauwerk mit einem lebendigen, ja sogar einem initiativen, auffordernden Charakter auszustatten. Damit bildet es einen wesentlichen, urbanisierenden Beitrag zum städtebaulichen Ort „Bahngasse“. Architekt Johann Winter stammt aus Wien, hat an der TU Wien Architektur studiert und gründete zusammen mit Gleichgesinnten 1988 das Baukünstlerkollektiv, das für seine engagierten Wohnbauten bereits mehrere Auszeichnungen vorweisen kann.
Peter Rogl wurde 1964 ebenfalls in Wien geboren und steht nun kurz vor seinem Architekturdiplom an der TU Wien. Seit 1989 ist er Mitglied des Baukünstlerkollektivs.
Neben der Planung von mehreren Wohnhäusern nahm Johann Winter immer wieder an Architektenwettbewerben teil, als deren Folge er in Linz-Auhoffeld nun ein Studentenheim und mehrere Wohnbauten ausführen kann. Mit der Bibliothek und angegliederter Musikschule konnte er nun erstmals ein Kulturbauwerk ausführen. Seine bisherigen Arbeiten zeichnen sich durch ein nutzerorientiertes gesellschaftliches Engagement und sparsamen Materialeinsatz aus.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 1994