«Ich spreche Bilder»
Regina Hilber vollzieht in ihrer Lyrik eindrucksvoll die Balance zwischen metaphorischer Sprechweise und realistischer Erfahrung. Metaphorik und Erfahrung gehen ineinander über und bauen neue Komplexe von Wirklichkeiten auf, in denen das Erfahrene metaphorisch wird und das Metaphorische erfahrbar. Das ermöglicht ihr, existenzielle Themen und Alltägliches zu verknüpfen, ohne das Erhabene zu destruieren oder das Banale zu verklären. Die Grundvoraussetzungen der Poesie –Rhythmik und Metrik – werden in einer eigenwilligen freien, aber konsequenten Weise umgesetzt, wie in ihrem Lyrikband «Ich spreche Bilder». Ihre poetischen Texte, ihre Gedichte, aber auch ihre lyrische Prosa eröffnen allgemeine Einsichten, verharren aber nicht in deskriptiver Wiederholung. Sie verdichten sich im Ich der Autorin und des Lesers genauso, wie sie sich öffnen – in der Form von neuen Perspektiven, die oft durch sprachspielerische Eingriffe eröffnet werden. Räume, Landschaften, Dörfer, Städte bauen sich im Inneren auf – Gedankenund Empfindungsmomente aus Sehnsucht, Liebe, Versagen verlagern sich in die Außenwelt: ich spreche bilder / und wege laufen Diese Bilder und Wege aus Wörtern, Worten und Gedankenzeichen sind niemals sprachspielerischer Selbstzweck, sondern Teil eines Tons, den Regina Hilber sucht und findet, der von der Stimme der Dichterin auf die jeweils zu gestaltenden Themen übergreift und rückwirkend von diesen gelautet wird: ein Silbenlager, vollgestopft mit Lettern, verstaubte Schimmelsätze in jeder Ecke, Wortfetzen in den Ritzen des Riemenbodens. / Nur nicht lüften, sonst kommt mir noch ein Wort abhanden. Dennoch streicht ein poetischer Wind durch diese Gedichte, der den Sinn sinnlich macht. Warnungen davor sind glaubwürdig, aber die Hoffnung auf Befreiung und Ekstase, die das Fasten nicht ausschließt, sondern zur Bedingung macht, gilt auch für die Sprache in den Gedichten Regina Hilbers.Vorsicht vor dem Sinnesrausch! Die Geliebten warnen sich vor einander, aber es nützt nichts, im Gebirge setzen nicht nur die scharfen Witterungen jähein, auch die Gefühle kommen spitz und zart und ungebändigt.