Richard Schuberth

Literatur
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Eine Verführung zur Kraus-Lektüre

Dass kontinuierliche Präsenz in der Öffentlichkeit einer Künstlerkarriere angeblich vor allem dann nützlich sein soll, wenn sie in stets gleichbleibenden Kontexten stattfindet, scheint Richard Schuberth wenig zu kümmern. Sein bisher vorliegendes künstlerisches Gesamtwerk ist äußerst vielfältig. Der gebürtige Ybbser widmet sich nicht nur innerhalb der Literatur mehreren Gattungen, indem er Romane, Essays, Dramen und Aphorismen schreibt, sondern er ist darüber hinaus auch als DJ, Liedtexter, Drehbuchautor und Zeichner von Cartoons und Comics tätig. Von 2004 bis 2012 leitete er das von ihm auch mitbegründete Wiener Musikfestival «Balkan Fever». Auf seiner Website finden sich außerdem noch Spuren länger zurückliegender Auftritte als Kabarettist und Schauspieler. Ein Studium der Ethnologie inklusive Nebenfächern sorgte für ein wissenschaftlich-theoretisches Fundament, das Schuberth als Autor keineswegs verleugnet. Sein literarisches Werk kennzeichnet nämlich eine vollkommen mühelos wirkende Verbindung aus genauer intellektueller Auseinandersetzung und Leichtigkeit, mit der er gesellschaftliche Zustände und philosophische Themen verhandelt und Literatur nicht in erster Linie als Geschichtenfabrik, sondern als Erkenntnisinstrument einsetzt. Der eingereichte Essayband «Karl Kraus – 30 und drei Anstiftungen» (2016) ist tatsächlich, wie der Titel behauptet, eine Verführung zur Kraus-Lektüre. Verführt werden sollte die Leserschaft der Wiener Straßenzeitung «Augustin», in der die Texte ursprünglich in Serie erschienen sind. Unaufdringlich bewundernd, kenntnisreich und, ja, unterhaltsam schreibt Richard Schuberth über ausgewählte Themen Kraus’scher Prägung aus zeitgenössischer Sicht und zeigt dabei auch die Aspekte ihrer zeitunabhängigen Gültigkeit.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2017